Rezension

Unterschätzte Frauen

Der Stockholm-Code -

Der Stockholm-Code
von Denise Rudberg

1940 in Stockholm. Iris, Signe und Elisabeth haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Iris floh aus Estland mit ihren Söhnen nach Schweden, Signe verließ den Hof ihrer Familie, weil sie nach dem Tod ihrer Schwester den Schwager nicht heiraten wollte. Und Elisabeth stammt aus reichen Verhältnissen und kennt das Leben in der High Society. Gemeinsam haben sie, dass sie eine Arbeit suchen – was für Frauen im Jahr 1940 noch immer nicht selbstverständlich ist. Zusammengebracht werden sie von einem Mathematikprofessor, der das außergewöhnliche Gespür der drei jungen Frauen für mathematische Zusammenhänge erkennt.

 

Sie werden in den Militärdienst beordert und sollen fortan gemeinsam an einer geheimen Mission arbeiten: die chiffrierten Nachrichten der Deutschen zu entschlüsseln. Die Arbeit schweißt die drei Frauen zusammen und sie erkennen, dass man zusammen stärker ist, als wenn jede nur für sich allein kämpft.

 

Mit „Der Stockholm-Code“ wagt sich die schwedische Autorin Denise Rudberg an eine schwierige Genre-Verknüpfung: Frauenroman und Militär-/Politikthriller sollen einen spannenden, aber auch gefühlvollen Roman ergeben. Aus meiner Sicht ist letzteres sehr gut gelungen, bei der Spannung gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.

 

Zunächst einmal muss ich sagen: das Buch ist mit 350 übersichtlich bedruckten Seiten und drei Protagonistinnen sicherlich kaum in der Lage, in die Tiefe zu gehen und die komplexe politische Situation darzustellen oder die Charaktere tiefgründig zu entwickeln. Für mich selbst kommt etwas erschwerend hinzu, dass ich in der Geschichte Schwedens (bzw. der Rolle Schwedens im 2. Weltkrieg) nicht sonderlich bewandert bin und mir daher ein paar Zusammenhänge einfach fehlten, die hier auch nicht weiter thematisiert werden. Aber da kann die Autorin natürlich bei den Lesern aus ihrem eigenen Land andere Kenntnisse voraussetzen und daher möchte ich diesen Punkt auch nicht negativ werten.

 

Allerdings weist die Geschichte für mich ein Ungleichgewicht auf. An einigen Stellen hatte ich den Eindruck, Nebensächlichkeiten (wie z. B. der Besuch mit den Kindern im Süßwarenladen) werden sehr ausführlich erzählt, während der eigentlich spannende Vorgang des De-Chiffrierens, also die geheime und wichtige Tätigkeit der Frauen, die ja den Kern des Buches bildet, für meine Begriffe recht oberflächlich und kurz abgehandelt wurde. Auch blieb das für mich seltsam diffus, wie ein Nebel. Sie klebten die mitgehörten Nachrichten auf Papier, ordneten sie in gewisser Weise und suchten in den zusammenhanglosen Buchstaben und Zahlen nach Regelmäßigkeiten und Zusammenhängen. Nicht einmal jedoch wurde im Buch wirklich eine Nachricht im klassischen Sinne dechiffriert, vielmehr stützte man sich auf einzelne Fragmente, die dann allerdings schon mal einen Großalarm der Militärbereitschaft auslösen konnten. Obwohl mich das Thema brennend interessiert, fand ich es also hier weniger gut umgesetzt.

 

Auch das Ende des Buches war für mich nicht gut greifbar. Iris wird von Polizisten abgeführt, was ihr vorgeworfen wird, erfährt man nicht (wohl ein Cliffhanger für Band 2?). Auch weitere Fragen blieben offen.

 

Das Buch liest sich zwar wirklich gut und „in einem Rutsch“, aber inhaltlich konnte es mich leider nicht überzeugen. Thema und Charaktere sind interessant, ohne Frage, aber die Umsetzung fand ich lediglich durchschnittlich. Daher 3 Sterne für ein Leseerlebnis mit Hochs und Tiefs.