Rezension

Untypisch

Mord zur Dinnerparty - Janet Laurence

Mord zur Dinnerparty
von Janet Laurence

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist nicht perfekt, trotzdem hat mir das Buch gefallen. Es war erfrischend charakterstark und eigensinnig.

Eins vorweg: ich werde zunehmend ein Fan von Neuauflagen älterer Krimis. Sie sind ganz anders geschrieben und aufgebaut, als moderne Kriminalromane und damit immer wieder eine echt schöne Abwechslung.

Nun zum Buch: Ich habe selten einen Krimi gelesen, bei dem sich das Mordopfer so lange Zeit  gelassen hat mit dem Sterben. Ich hatte schon fast vermutet es trifft doch noch jemand anderes. Die lange Einleitung, die so entstand, gab dafür dann aber viele Zeit sich in dem Setting zu Recht zu finden, die Personen kennenzulernen und für sich selbst erste gedankliche Notizen zu machen über Auffälligkeiten und Hinweise zum Mordfall. Und nachdem das Mordopfer dann doch noch stirbt kann das richtige Rätseln losgehen.

Die Autorin schickt dafür viele unterschiedliche Personen mit vielen unterschiedlichen Motiven aufs Spielfeld, sodass es viele Möglichkeiten gibt, die es zu durchdenken gibt, wenn man das Puzzle rund um den Todesfall lösen will. Den Kriminalfall in die Welt des Essens und Kochens einzubetten, gibt dem Buch einen eigenen Charakter mit dem die Autorin zu spielen weiß. Zum einen fokussiert sich die Erzählung dadurch nicht zu stark und starr auf das Ermitteln und lässt Nebenhandlungen zu. Zum anderen gefällt es mir, dass in diesem Setting die Ermittlerin keine Polizistin ist, sondern Köchin und sich so außerhalb des klassischen Krimi-Ermittlungs-Drehbuchs bewegt. Gleichzeitig macht es die Geschichte aber auch etwas unrealistischer. Ich glaube kaum, dass sich die ganzen Personen von einer Nicht-Polizistin so lang und ausgiebig ausfragen lassen würden, wie es im Buch der Fall ist. So gefällt mir die Darina Lyle gut in der Rolle der untypischen Ermittlerin und gleichzeitig stört mich die Leichtigkeit mit der sie an neue Informationen kommt.

Den gesamten Mittelteil des Buches frägt sie Leute aus und sammelt so, wenig koordiniert, aber dafür stetig Indizien. Da der Mittelteil jedoch sehr lange ist, stellt sich irgendwann ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Es geht unzähligen Seiten im gleichen Tempo, mit ähnlicher Handlung voran – da wünschte ich mir irgendwann etwas mehr Abwechslung; noch mehr als die, für die der sehr sympathisch William Pilgram sorgt, der ruhig öfters hätte vorbeischauen dürfen. Schließlich  gab es gegen Ende dann doch noch einmal einen kleinen Knall und die Geschichte nahm auf der Zielgeraden noch einmal an Tempo auf und bog in eine neue Richtung ab. Das hat Spaß gemacht, leider nur solange bis sich herausstellte, dass sich die Person, die ich bereits seit geraumer Zeit als Mörder im Kopf hatte, dann auch tatsächlich der Täter war – ich mag es nicht in Krimis richtig zu liegen.

Nichtsdestotrotz hat mir das Buch gefallen. Es war erfrischend charakterstark und eigensinnig.