Rezension

Vater und Tochter im Alter

Otto - Dana von Suffrin

Otto
von Dana von Suffrin

Bewertet mit 3 Sternen

Dana von Suffrin erhält für „Otto“ den Klaus-Michael-Kühne-Preis für den besten Debütroman des Jahres 2019. Einen herzlichen Glückwunsch  von mir.

Leider kann ich die Entscheidung aber nicht nachvollziehen. Sicher, hier liegt ein gut lesbarer Roman über einen Familiendespoten vor. Allerdings kommt mir der Roman an vielen Stellen fragmentarisch vor. Immer, wenn ich dachte, nun wird Otto näher beleuchtet, treten wieder andere Familienmitglieder in den Vordergrund. Auch springt mir die Erzählung zu sehr zwischen den Zeiten herum. Weiter fehlte mir die Möglichkeit, mich den Protagonisten emotional zu nähern.

Wir erfahren von einem alten, kranken Mann, der als Siebenbürger Jude sicherlich kein leichtes Leben hatte. Aber er fand immer einen Weg, lebte kurz in Israel, um dann in München heimisch zu werden. Von seiner Tochter Timna erwartet er, dass sie eine Familienchronik schreibt. Die fällt allerdings ebenso durcheinander aus, wie der demente Otto sich erinnert. Erst im letzten Drittel des Romans konnte ich dem Erzählfluss einigermaßen chronologisch folgen, weshalb die ärgste Enttäuschung des Beginns abgemildert wurde. Leider kam bei mir auch der gepriesene Humor nicht richtig an. Ab und zu gab es Stellen, die mich schmunzeln ließen, aber an andere Bücher mit jüdischem Humor reicht das bei weitem nicht heran.

Ein wenig hatte ich mir auch vom Münchner Flair erhofft, doch leider waren hier Stadtteilnamen wichtiger als die beschriebene Umgebung. Für Menschen, die sich in München nicht auskennen, kommt da meiner Meinung nach wenig rüber.

Hätte ich bei der Preisverleihung mitreden können, hätte ich auf jeden Fall „Miroloi“ von Karen Köhler bevorzugt.