Rezension

Veränderungen

Die Kinder des Horizonts -

Die Kinder des Horizonts
von Alexandra Fischer

Bewertet mit 5 Sternen

„Liebe sollte keine Entscheidung sein. Schon gar keine, die man überstürzt trifft.“

„Die Kinder des Horizonts“ ist der dritte Band der „von Bahlow Saga“ von Alexandra Fischer. Er erschien im April 2023 bei Books on Demand und sollte nicht unabhängig von den anderen Bänden der Buchreihe gelesen werden.

Die dritte Generation der von Bahlows ist erwachsen und mit dem zweiten Weltkrieg bricht für alle eine schwierige Zeit an. Für die gesamte Familie bedeutet der Krieg eine Veränderung und dieser müssen sie sich stellen. Allein oder zusammen, aber ein Entkommen gibt es nicht.

Tja, was soll ich sagen… Der dritte Band der „Von Bahlow Saga“ steht den ersten beiden Bänden in Nichts nach! Er ist spannend, mitreißend und berührend. Die Handlung ist unvorhersehbar und abwechslungsreich. Die Figuren sind realistisch charakterisiert und die jeweilige Entwicklung sehr gut beschrieben. Anders als in den vorherigen Bänden gab es zwar Personen, die nicht unbedingt Sympathieträger sind, aber ich hatte niemanden, den ich abgrundtief hassen musste. Es gibt einen Menschen, der an dieser Stelle Potential hätte. Dadurch, dass er aber in der Gesamthandlung dann glücklicherweise gar nicht so viel Raum einnimmt, wurde meine Wut auf ihn nicht so stark geschürt. Hinzukommt, dass er als Mann nicht mehr so viel Macht hat, wie in den Jahren vorher. Ebenso wie der Krieg nämlich die Welt verändert, so verändert er auch Kulturen, Traditionen und die Gesellschaft. Die Rolle der Frau ist im Wandel und die von Bahlow-Frauen waren ja auch schon immer stark! Dies wird in diesem Band insgesamt einmal mehr deutlich.
Aufgefallen ist mir auch, dass die Familie in diesem Band das erste Mal mehr äußeren als inneren Widrigkeiten standhalten muss. Sie wachsen erstmals als Familie fest zusammen und kämpfen immer mehr mit- statt gegeneinander! Was für eine schöne Entwicklung, Tamalele scheint tatsächlich endlich ihre Heimat zu werden und keinen Hassort mehr darzustellen.
Überrascht hat mich in diesem Band außerdem der stille Paul. Er war bisher eher unscheinbar und wenig präsent, aber getreu dem Motto „Stille Wasser sind tief“, entpuppt er sich als gerissen und klug. Seine Entwicklung hat mir sehr gefallen, wobei ich mir am Ende ein wenig mehr Hintergrund zu seiner recht plötzlichen Selbstakzeptanz gewünscht hätte. Wodurch hat er die Kraft gefunden, sich selbst zu akzeptieren? Anders als bei Emilie, bei der mir der Weg recht gut beschrieben ist, ist bei Paul hier eine kleine Lücke vorhanden. Dies ist aber nur eine kleine Kritik, denn für die Gesamthandlung und das Schicksal der Familie ist es momentan auch nicht so wichtig und wer weiß, was Alexandra Fischer hier noch plant…
Insgesamt begleiten wir also hauptsächlich die dritte von Bahlow-Generation durch den zweiten Weltkrieg. Historische Ereignisse werden mühelos in die Handlung eingewoben und gerade die Kamphandlungen im Südpazifik spielen eine große Rolle. Am Ende des Romans hätte ich mir hier noch eine historische Einordnung gewünscht, sind die Japaner zum Beispiel wirklich auf Westsamoa gelandet…?

Mein Fazit: Ein weiterer großartiger Roman von Alexandra Fischer, der uns in die Welt der von Bahlows eintauchen lässt. Es fehlt nicht an Spannung und Emotionen, der historische Kontext ist gut eingearbeitet und die Entwicklung der Gesellschaft brillant dargestellt. Die Familie bemerkt einmal mehr, wie viel sie gemeinsam erreichen kann und wie wichtig der Familienzusammenhalt ist. Gleichzeitig lernen sie aber auch, wie wichtig individuelle Freiheiten und Wege sein können und immer wieder bin ich fasziniert von den verschiedenen und doch irgendwie wiederkehrenden Schicksalen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen für „Die Kinder des Horizonts“ und eine klare Leseempfehlung für die gesamte Buchreihe!