Rezension

Verdrehtes Märchenreich

The Book of Lost Things -

The Book of Lost Things
von John Connolly

Bewertet mit 5 Sternen

David ist zwölf Jahre alt, als seine Mutter nach langer Krankheit stirbt. Er gibt sich zum Teil selbst die Schuld an ihrem Tod, hat er doch mit all seinen Kräften versucht, sie zu retten.
Als Davids Vater eine neue Frau findet und mit ihr ein neues Baby bekommt, bricht für David eine Welt zusammen. Er verkriecht sich immer häufiger in seinem Zimmer und widmet sich seinen zahlreichen Büchern, die irgendwann angefangen haben, ihm ihre Geschichten zuzuflüstern.
Der Zweite Weltkrieg ist zu dieser Zeit in vollem Gange und fordert zunehmend die Energie und Aufmerksamkeit seines Vaters, das dieser im britischen Geheimdienst tätig ist.
Als sich die Situation zwischen David und seiner ungewollten Stiefmutter Rose verschlimmert und er sein Leben in diesem Haus mit dieser Frau und diesem Baby nur noch hasst, flieht David.
Er folgt der Stimme seiner verstorbenen Mutter durch einen Spalt in der Gartenmauer und landet in einem fantastischen Märchenreich, das viele Abenteuer und Gefahren bereithält.

Mich hat die Herangehensweise des Autors an diese Mischung aus klassischen Erzählungen und Märchen absolut begeistert.
David trifft auf Schneewittchen und die Sieben Zwerge, auf den Förster aus Rottkäppchen und Sir Roland aus dem Gedicht "Herr Roland kam zum finstren Turm".
Doch wurden all diese Geschichten uminterpretiert und neu verfasst. Viel düsterer und brutaler werden die Märchen und klassischen Geschichten erzählt.

Ein großer Aspekt dieses Buches ist der, dass David sich immer wieder entscheiden muss, wer er sein möchte.
Wie weit ist er bereit zu gehen, um zu bekommen, was er sich sehnlichst wünscht und wo hören die eigenen Wünsche zugunsten anderer Personen auf?

Eine spannende, ergreifende und an einigen Stellen gruselige Geschichte über Egoismus, Persönlichkeitswachstum und ein bisschen auch über den Sinn des Lebens.