Rezension

Vergessen kann auch Vorteile haben

Die fernen Tage der Liebe - James King

Die fernen Tage der Liebe
von James King

Bewertet mit 2 Sternen

"Die fernen Tage der Liebe" der Titel des Buches ist nicht unbedingt Programm, des Romans. Auch wenn der alte Bill, ein reaktionärer Ex- Soldat und geradliniger Haudrauf beizeiten seine krebskranke Frau bis zum Tod gepflegt und sich danach Jack Daniels ergeben hat. Nun wirft der Teufel des Vergessens seine Angel nach Billy Boy aus. Ein Arzt diagnostiziert Alzheimer.

Seine drei Kinder wissen zunächst nichts von der Erkrankung ihres Vaters. Obwohl der alte Bill zusehends die Kontrolle über seinen Haushalt verliert kümmert sich niemand um ihn, bis auf Tochter Marcy. Die scharf kalkulierende Immobilienmaklerin interessiert sich für Bills Eigenheim und pöbelt sich ansonsten quer durch den Roman, in einer Sprache die Marineinfantristen alle Ehren machen würde. Ihre flügge werdende Tochter April, ein veritabler Lichtblick, in einem ansonsten etwas statisch agierendem Verlierer-Romanpersonal, entpuppt sich für Bill, als Chance zu einem letzten grossen Aufbruch. Gemeinsam reist das Duo- April am Steuer eines Uraltwagens- in Richtung Kalifornien, um die völlig zerstrittene Famie noch einmal zueinander zu führen und die Missverständnisse der Vergangenheit auszuräumen.

Leider hält die gute Idee nicht ganz, was sie verspricht.

"Die fernen Tage der Liebe" hat wenig komische Momente, einige tragische, auch mit Spannung geht der Autor sparsam um, der Roman bezieht seinen Treibstoff hauptsächlich aus Familienkonflikten, die in ein paar Rückblenden ganz hervorragend dargestellt werden, während sie einleitend fast störend wirken.

Interessant war für mich vor allem die Paarung Enkeltochter-Grossvater auf der Reise nach Kalifornien. Während die mittlere Generation in ihrem biederen Verlierer-Dasein dahintreibt, liegt in dem Aufbruch Aprils mit ihrem Grossvater die treibende Kraft des Romans. Leider wird das Potenzial beider Figuren nicht hundertprozentig ausgeschöpft. Dafür ist die Reise zu kurz. Der Beginn des Romans viel zu langatmig und gewöhnlich angelegt. Wobei dien handelnden Personen durchweg realistisch dargestellt werden. Nur reizt James King die Möglichkeiten eines Romans nicht einmal ansatzweise aus.

Sprachlich bleibt James King dabei an der Oberfläche, selten gelingt es ihm Erzählerisch zu punkten. Da ist vieles gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Dennoch habe ich mich nicht schlecht unterhalten gefühlt, dafür ist der Roman in seinen Grundzügen zu gut angelegt und ordentlich herunter geschrieben. Zu monieren ist hierbei allerdings ein entweder fehlendes Lektorat oder eine schwache Übersetzung made in Manila, keine Ahnung.