Rezension

Verstörend und doch faszinierend , ein Versuch über einen Klassiker der erotischen Literatur

Geschichte der O. Rückkehr nach Roissy
von Pauline Réage

"Die Geschichte der O"  

Pauline Réage 9783784433264

 Also Jugendlicher  habe ich von diesem Film gehört „Die Geschichte der O“  Legenden rankten sich darum. Als junger Erwachsener habe ich diesen Film dann tatsächlich gesehen und erfahren, dass es dazu eine literarische Vorlage gibt. Diese war über einen langen Zeitraum vergriffen und ich verlor es aus meinem Focus. Durch einen Zufall erfuhr ich, dass es nun wieder lieferbar ist einschließlich der Nachfolgegeschichte „Die Rückkehr nach Roissy“ und bestellte es.

Nun habe ich es gelesen und bleibe ein wenig  ratlos zurück.

Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau von der nur als O gesprochen wird. Sie lässt sich von Ihrem Geliebten René in ein Schloss Namens  Roissy bringen wo sie zu einer  Sklavin in jeder Hinsicht ausgebildet wird freiwillig und nur um Ihrem Geliebten Ihre Liebe zu beweisen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird ihr weiteres Schicksal beschrieben und ihre Gefühle  wenn sie geschlagen  oder anderweitig  missbraucht wird. Ihr Geliebter überantwortet sie dann seinem väterlichen Freund Sir Stephen  Als seine Geliebte erfährt O eine neue Dimension von Schmerz und Hörigkeit und verfällt diesem Manne vollständig sie tut alles und lässt sich alles antun um von ihm geliebt zu werden.

Der zweite kurze Roman die „Rückkehr nach Roissy“  der in dieser Ausgabe ebenfalls enthalten ist, ist in keiner Weise mit dem Original zu vergleichen. Über den Inhalt werde ich hier  nichts schreiben denn ich denke man sollte nur den erst Roman lesen. Sogar die Autorin sagt, dass „Die Rückkehr Roissy“ ein Abstieg ist und ich stimme ihr in dieser Hinsicht absolut zu.

Zurück zu „Die Geschichte der O“ . Stilistisch ist es in einer recht knappen gehaltenen Sprache geschrieben. Wenn O in  Roissy  Geschlechtsverkehr mit Ihr unbekannten Männern hat, so wird das kurz  und knapp mit „ er nahm sie“ abgehandelt. Ihre Reaktion darauf  und Ihre Gedanken und Gefühle für Ihren Geliebten hingegen wird mehr Raum gegeben. So kann der Leser nach und nach in ihre Gedankenwelt eintauchen. Letztendlich wird ihr Tun von absoluter bedingungsloser Liebe bestimmt. Sie will ihrem Geliebten gehören,  bis in die letzte Konsequenz. Er kann in jeder Hinsicht über sie verfügen selbst wenn das bedeutet sie anderen zu überlassen.  Eine Vorstellung die es mich zumindest gruseln lässt. Doch O empfindet Ihr freiwilliges Sklavendasein  als Befreiung. Ihr Lebensentwurf von absolutem Gehorsam als Beweis ihrer Liebe ist sicher schwer nachvollziehbar aber auch faszinierend. In Ihrer nüchternen Art lässt uns die Autorin wie Zuschauer eines Berichtes einen Blick auf eine fremde Welt werfen ohne zu urteilen oder zu verklären.

Fazit : Eine Geschichte die  ich aufgrund ihrer Thematik wohl nicht nochmal lesen werde, die aber durchaus spannend  und faszinierend war.  Wenn sie mich auch etwas verstört zurückgelassen hat, so liegt das an mir und meinem Verständnis des Themas und nicht an der Qualität des Buches.  Als Klassiker des Genres und aufgrund des interessanten Schreibstiels  erhält das Buch von mir  3 ½ Sterne.