Rezension

Viel zu detailliert und unsympathische Figuren, aber am Ende doch noch spannend und unerwartet

Das College – In der Nacht kommt der Tod -

Das College – In der Nacht kommt der Tod
von Ruth Ware

Bewertet mit 3 Sternen

Meinung:

Mein erstes Hörbuch von Ruth Ware war „Hinter diesen Türen“. Auch da ist nicht viel passiert, aber die Atmosphäre und die Grundgeschichten hatten mich überzeugt. Deshalb war ich auch auf ihr neues Werk – „Das College“ gespannt. Auch hier klang es nach einer spannenden Grundgeschichte.

Und auch hier ist es so, dass die meiste Zeit eigentlich gar nicht viel passiert. Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen – Davor und Danach – erzählt. Im Davor erleben wir mit, wie Protagonistin Hannah ans College kommt, wie April ihre Mitbewohnerin und Freundin wird und wie sich die Clique rund um April bildet. Dabei gibt es sehr viele und vor allem sehr detaillierte alltägliche Szenen. Sie dienen dazu die Figuren näher zu bringen, subtile Hinweise für später einzustreuen und auch zu verdeutlichen, was für ein Biest April sein konnte.

Im Danach erfahren wir, wie es Hannah 10 Jahre nach dem Mord an April geht und wie neue Zweifel an dem verurteilten Täter aufkommen. Verständlicher Weise hat Hannah die Ereignisse von damals nicht gut weggesteckt, aber als Zweifel an dem Täter aufkommen, kann sie es nicht lassen, alles nochmal neu aufzurollen. Zum einen fand ich dies durchaus verständlich, zum anderen fand ich manche Verhaltensweisen aber einfach unglaublich dämlich, auch schon im Davor. So kommt es, dass ich zu Hannah einfach kaum Sympathien aufbauen konnte, bzw. sie diese durch ihre hirnrissigen Aktionen immer mehr verloren hat.

Außerdem dauert es einfach ewig, bis etwas handfestere Spannung aufkommt. Der Schreibstil ist so detailliert, das man wirklich alles genau erklärt bekommt. Im letzten Viertel, als es dann nur noch das Danach gibt, wird die Spannung greifbarer, auch weil die Indizien vom Davor nun immer mehr verdichtet werden und damit mehrere potentielle neue Täter aufkommen. Außerdem fand ich die Wendungen doch unerwartet bzw. hatte ich die Offenbarung des Täters und auch seine Kaltblütigkeit so wirklich nicht erwartet.

Zusätzlich mochte ich die Figur der November sehr gerne, sie hat toll in die Geschichte gepasst und trotz allem etwas notwendige Leichtigkeit hineingebracht. Und auch Sprecherin Julia Nachtmann hat wieder einen guten Job gemacht und dafür gesorgt, dass ich trotz der meist kaum vorhandenen Spannung und der zunehmenden Genervtheit am Ball geblieben bin.

Fazit:

Ein sehr, sehr detaillierter Roman, bei dem Spannung und Thrillerelemente erst sehr spät aufkommen. An sich fand ich den Aufbau mit den versteckten Indizien und dem unerwarteten Täter ganz gut, aber dazwischen wurde viel zu viel mit Nichtigkeiten gefüllt. Außerdem fand ich die Figuren leider größtenteils unsympathisch, allen voran Hannah, die mich mit ihren vielen dämlichen und leichtsinnigen Aktionen oftmals wirklich genervt hat. Der Geschichte zugutehalten kann ich, neben dem an sich soliden Aufbau und den unerwarteten Wendungen, eine tolle Nebenfigur mit November, eine authentische Sprecherin und eine ausführliche und nachvollziehbare Auflösung am Ende. Somit reicht es noch für extrem knappe 3 Sterne, auch wenn ich mir Kürzungen hier wirklich gewünscht hätte.