Rezension

Vom Iran nach Schweden

Die Tochter des Emirs - Soheila Fors, Ingalill Bergensten

Die Tochter des Emirs
von Soheila Fors Ingalill Bergensten

Bewertet mit 4 Sternen

Soheila Fors entstammt einem alten kurdischen Herrschergeschlecht und ist damit Teil einer sehr hoch angesehenen Familie im Iran. Als Frau hat sie dort nicht viel zu sagen, aber lehnt sich immer wieder gegen den Willen der Verwandtschaft auf und wählt sogar ihren Ehemann selbst, aber trifft damit die falsche Entscheidung. Heute lebt Soheila in Schweden und hat dort ein Teehaus für Frauen gegründet. Auch betreibt sie das ,,Haus Sara", indem Menschen, die von Ehrengewalt betroffen sind, Schutz finden.
In diesem Buch erzählt Soheila Fors ihre Geschichte und nimmt den Leser mit in eine ganz andere Kultur, die uns oft fremd ist. Sie berichtet dabei nicht nur von ihren eigenen Erlebnissen, sondern zeigt auch, wie die Situation für Frauen und Mädchen im Iran heute aussieht und erklärt, warum selbst in Europa Ehrengewalt ein großes Thema ist.
Mich persönlich haben Soheilas Erlebnisse oft fasziniert, aber an gewissen Stellen auch sprachlos gemacht und schockiert. Sie erlebt gerade in jungen Jahren viel Gewalt durch Kriege und durch den Regimewechsel im Iran. Durch ihren Vater, der sehr weltoffen war, genießt sie mehr Freiheiten als andere Mädchen, was aber vom Rest der Familie kritisch betrachtet und keineswegs gut geheißen wird.
Interessant fand ich, dass sie im Iran mit Astrid Lindgrens Figur Pippi Langstrumpf in Kontakt kommt und sich von ihr einiges an Durchsetzungsfähigkeit abschaut. Pippi wird gewissermaßen zum Vorbild für sie und ermutigt sie auch, ihren eigenen Weg zu gehen.
Nicht so gut gefallen hat mir, dass die ganze Biographie sehr komprimiert ist und damit auch oft sehr gedrungen wirkt. An vielen Stellen hätte ich mir mehr Erläuterungen und Details gewünscht. Während andere Lebensgeschichten zu ausführlich geschildert werden, ist diese etwas knapp geraten. 
Auch der christliche Glauben, zu dem Soheila heute gehört, wird im Buch thematisiert. Allerdings erzählt sie hier oft von etwas merkwürdigen Erlebnissen und Erscheinungen, die ich persönlich mit einem etwas kritischen Blick gelesen habe.
Insgesamt hat mir ,,Die Tochter des Emirs" gut gefallen und ich hätte gerne noch mehr über sie und ihre Arbeit in Schweden gelesen. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.