Rezension

Von ausgesprochen gut bis furchtbar schlecht war alles dabei...

Little Bee - Chris Cleave

Little Bee
von Chris Cleave

Bewertet mit 4 Sternen

Cleave konnte mich mit seinem Schreibstil nicht erreichen, dennoch war die Geschichte interessant und spannend bis zuletzt.

Es handelt sich um einen Roman, bei dem es mir schwer fällt, die Anzahl der Sterne zu bestimmen... Ich habe mich schlussendlich doch für vier Sterne entschieden, weil die Geschichte wirklich gut ist. Zudem hat Cleave es geschafft, die Geschichte interessant wirken zu lassen, so dass ich unbedingt erfahren wollte, in welche Richtung sich alles entwickelt und wie es ausgeht. 

Aber ich habe auch viele Punkte, die ich kritisch betrachte:

  • Cleaves Schreibstil empfand ich als anstrengend. Es gab abrupte Übergänge, es war tatsächlich sehr sprunghaft. Stil ist natürlich immer eine Frage des Geschmacks. Meinen hat er leider nicht getroffen.
  • Die Kapitel waren meiner Meinung nach viel zu lang. Das Buch wurde außerdem wechselseitig aus der Sicht von Little Bee und aus der Sicht von Sarah geschrieben. Manchmal wechselte die Sicht auch mitten im Kapitel. Zudem hat man erst nach einigen Zeilen oder Absätzen gemerkt, dass man nun aus der Perspektive der jeweils anderen liest. Ich fand es unübersichtlich und unstrukturiert. 
  • Zu Beginn befand sich Little Bee in einem Abschiebegefängnis, in dem sie u.a. eine Jamaikanerin und eine Inderin kennen lernte. In der Übersetzung wird das Gesprochene dieser Frauen in übertriebener Art und Weise in falscher/schlechter Grammatik wiedergegeben. Das hat mich genervt. Auch wenn die Sprache hier im Fokus stand, hätte ein Hinweis gereicht. Durch diese übertriebene Darstellung wirkten die Frauen einfältig, was sicherlich nicht der Fall war! 
  • Was mich am Meisten gestört hat, waren manche Charaktere an sich: Sarah und ihr Mann sind beide als (Chef-) Redakteure einer Tageszeitung bzw. eines (Frauen-) Magazins tätig. Und sie sind so naiv, dass es massiv an Authentizität verliert. Lawrence war mir auch unsympathisch, ein Mann der gemäß aller Vorurteile und Klischees der ewige Beamte ist, der nichts erreichen könne und zu nichts zu gebrauchen, zu unbedeutend sei... Er zerfloss mir zu häufig in Selbstmitleid. Auch die zwischenmenschliche Beziehung zu Sarah war mir zu unbedeutend für die Geschichte. Eigentlich war seine Rolle auch nicht bedeutend genug für den Fortgang der Geschichte. 
  • Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es zwei Situationen gab, die mir zu pathetisch bzw. theatralisch niedergeschrieben wurden. Gruselig.

Aber, wie gesagt, die Geschichte ist gut. Ich bin einfach nur nicht mit dem Schreibstil warm geworden.