Rezension

Von Pechvögeln, Glückspilzen und verschwundenen Teelöffeln

Quirkologie - Richard Wiseman

Quirkologie
von Richard Wiseman

Bewertet mit 4 Sternen

Quirkologie ist die Lehre von den Macken der Menschen. Als junger Mann trat Richard Wiseman als Zauberkünstler auf und entdeckte sein Interesse an der Frage, wie und warum Menschen sich täuschen lassen. Inzwischen ist Wiseman Professor für Public Understanding of Psychology an der University of Hertfordshire. Experimente mit Wahrheit, Lüge und Manipulation hat der Autor mit Tausenden von Probanden in einer populären BBC-Wissenschaftssendung-Sendung durchführen können.

In seine Lehre von den Absonderlichkeiten unseres Alltags führt Wiseman mit dem gefühlten Zusammenhang zwischen Sternzeichen und Persönlichkeitsmerkmalen ein. Wer für die Etikettierung mit bestimmten Charaktereigenschaften empfänglich sei, entwickle sich leicht zur beschriebenen Persönlichkeit. Eine Übereinstimmung zwischen der eigenen Persönlichkeit und Zuschreibungen durch ein Horoskop sei um so leichter zu erreichen, je allgemeiner das Horoskop formuliert ist. Wiseman ging weltweit der Frage nach, ob es Pechvögel und Glückspilze gibt, oder ob das Geburtsdatum Einfluss auf das Schicksal eines Menschen hat. Ob es die Unglück bringende schwarze Katze ist, die Zahl 4 in den Ländern Asiens oder das katastrophale Jahr des Feuerpferds (1966), es gibt wohl wenige Aspekte des Aberglaubens, mit denen Wiseman sich noch nicht streng wissenschaftlich beschäftigt hat. Er widerlegt sogar die Annahme von Ärzten und Krankenschwestern, in Vollmondnächten passierten mehr Unfälle als an anderen Tagen. Der schlaue Wiseman beschränkte sich auf Unfälle und fragte nicht nach Selbstmorden und Geburten.

Sie haben sich bis hierher sicher gefragt, wem Wisemans Forschungen nützen und wer sie finanziert? Wisemans gesammelte Daten über das Käuferverhalten in Supermärkten gehören inzwischen zum Grundwissen von Werbepsychologen. Mit der effektiven Verbreitung von Gerüchten befasste sich einst sogar die CIA. Von der angeblichen Verbreitung unterschwelliger Werbe-Botschaften in Kino-Filmen hat fast jeder gehört. Wiseman berichtet, dass dieses Experiment bereits 1958 in den USA durchgeführt wurde. Als populäre Legende der Großstadt konnte sich bis heute das Gerücht halten, der Absatz von Softdrinks sei durch in Filmen verdeckte Botschaften gesteuert.

Wiseman und sein Team erforschten, über welche Witze Menschen lachen und was speziell Männer, Frauen, junge und alte Menschen witzig finden. Dass sich Wissenschaftler angeblich dafür interessieren, exakt wie viele Teelöffel, Socken oder Handschuhe in einem bestimmten Zeitraum verschwinden, erscheint dagegen mehr als verschroben.

Im Zuge von Untersuchungen über den Einfluss der Vornamen auf die Geschicke ihrer Träger wurden 66 Millionen Totenscheine analysiert und 15000 Heiratsurkunden ausgewertet. Mit ihrem gigantischen Witzprojekt kamen Wiseman und sein Team sogar ins Guiness-Buch der Rekorde.

Erstaunlich viele der von Wiseman zitierten Untersuchungen liegen schon Jahre zurück. Ganz nebenbei deckt der Autor so auf, dass Journalisten sich für Kurzmeldungen auf der Wissenschaftsseite gern in den Archiven bedienen. Das oft zitierte Hängebrücken-Experiment (Ist der Herzschlag bei Männern bereits erhöht, haben sie stärkeres Interesse, sich mit einer Frau zu verabreden) ist laut Wiseman bereits 30 Jahre alt.