Rezension

Vorhersehbar

Fata Morgana - Agatha Christie

Fata Morgana
von Agatha Christie

Bewertet mit 3 Sternen

Miss Marple wird von der Schwester einer Freundin auf geheime Mission geschickt, sie soll ein Auge auf die betuchte Dame haben. Irgendwie wird ihre Schwester das Gefühl nicht los, sie könnte in Gefahr schweben. Schon kurz nach ihrer Ankunft lernt Miss Marple ein kompliziertes Geflecht von Mitbewohnern im Haus der Freundin kennen und bald kommt es zu einem besorgniserregenden Zwischenfall und natürlich zu einem Mord.

Agatha Christie inszeniert hier wieder eines ihrer Kammerstücke. Eine Anzahl von Personen, in diesem Fall verwirrend viele, treffen in einem englischen Landsitz aufeinander und es geschieht ein Mord. Im Zuge der Ermittlungen kommen dann Geheimnisse und Verstrickungen ans Tageslicht, von denen Einige etwas mit dem Verbrechen zu tun haben, Andere wiederum eher als Ablenkungsmanöver dienen. Mittendrin, als Konstante und Ruhepol, Miss Marple in gewohnter Manier.

In diesem Roman hat der Leser leider von Anfangan das Gefühl einer Inszenierung beizuwohnen. Diese Inszenierung ist natürlich gewollt und wichtiger Bestandteil des Buches, allerdings ist sie mir zu konstruiert und gewollt, der Leser wird quasi mit der Nase darauf gestoßen und somit ist der Täter und auch das grobe Motiv relativ schnell klar. Ein wenig hat das mein Lesevergnügen getrübt, liebe ich es doch mit zu kriminalisieren. Die vielen Figuren und ihre privaten Verwicklungen sind ebenso verwirrend, wie die komplizierten Familienverhältnisse. Agatha Christie hat es hier wohl sehr gut gemeint um möglichst viele Tatverdächtige ins Spiel zu bringen. 

Die Originalausgabe ist von 1958, man merkt dem Text natürlich sein Alter an, er strotzt von Vorurteilen gegenüber Allem, was nicht Englisch ist. Man muss allerdings den Alltagsrassismus im Kontext sehen, heute würde ein Autor da sicherlich einen ziemlichen Shitstorm erleben. Aber auch Vorurteile innerhalb der englischen Gesellschaft kommen zu Tage, der Snobismus der englischen Upper class gegenüber allem ohne Stammbaum und Familienvermögen ist zeitgeschichtlich gesehen authentisch. Hier zeigt dich wiedereinmal, was für eine exzellente Beobachterin Agatha Christie war, sie spiegelt Eins zu Eins die Verhältnisse ihrer Zeit. 

Der Roman zeigt einige Schwächen, zählt mit Sicherheit nicht zu ihren Besten, ist aber trotzdem aus dem Gesamtwerk der Autorin nicht wegzudenk und wurde sogar im Zuge der Miss Marple Serie verfilmt.