Rezension

Was bleibt, wenn man sich selbst verliert

Das Gedächtnis des Baumes -

Das Gedächtnis des Baumes
von Tina Vallès

Bewertet mit 5 Sternen

Der 10-jährige Jan freut sich sehr, als seine Großeltern mit in die Wohnung seiner Eltern einziehen.
Besonders zu seinem Großvater Joan hat er seine sehr innige Beziehung und verbringt viel Zeit mit ihm. Allerdings fällt ihm sehr schnell auf, dass sich die Stimmung innerhalb der Familie irgendwie verändert hat und dass der Großvater der Grund ist. Die Erwachsenen versuchen zunächst, Joans Demenzerkrankung vor Jan zu verheimlichen.  Jan merkt aber sehr schnell, dass hier mit seinem Großvater etwas geschieht, was er noch nicht in Worte fassen kann.
Aus Jans Perspektive kann man den Familienalltag miterleben und mit ihm auch die sich langsam einschleichenden Veränderungen im Wesen von Joan. Dieser nutzt seine Zeit, um seine Erinnerungen mit seinem Enkel zu teilen, bevor ihm diese entgleiten und sie durch ihn weiterleben zu lassen. Jan macht sich Gedanken, wohin verlorene Erinnerungen verschwinden und was bleibt, wenn man sich selbst verliert, aber es bleibt auch genug Raum für viele glückliche Momente nicht nur mit seinem Großvater sondern auch mit der ganzen Familie.
Die einzelnen Leseabschnitte sind sehr kurz gehalten, oft kurze Eindrücke aus dem Familienleben oder zu Jans Gedankengängen. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen, denn dieses Thema regt zum Nachdenken an und manchmal musste das Gelesene auch einfach erstmal sacken.
Der Autorin Tina Valles ist ein sehr einfühlsam erzählter Roman über das Leben mit einem Demenzkranken gelungen, der berührt und auch ein wenig Mut macht.