Rezension

Was für ein grandioser, blutiger Epos!

Tannenstein - Linus Geschke

Tannenstein
von Linus Geschke

Bewertet mit 5 Sternen

Einer der besten Thriller, die ich je gelesen habe! Sehr amerikanisch, sehr hart und mit toller Sprache

"Tannenstein" kam als Leseexemplar zu mir und ich bin durch die rund 400 Seiten nur so geflogen! Ein Thriller, der einen von der ersten Seite an packt und bis zum furiosen Finale nicht mehr loslässt, und der auch danach noch lange nachwirkt. Die Geschichte des kriminell geworden Ex-Polizisten Alexander Born, der alles tut, um seine ermordete Geliebte zu rächen, und die des geheimnisvollen Killers, den alle nur den "Wanderer" nennen, ist trotz der blutigen und gewalttätigen Szenen ein Buch mit Tiefe, was auch an dem wunderschönen, fast schon lyrischen Schreibstil liegt. Ein "Pageturner" im wahrsten Sinne des Wortes!

Zum Inhalt:
In Laufe seiner Ermittlungen stößt Alexander Born ins Innenleben der Russenmafia vor, in Menschenhandel und in den Themenbereich der Zwangsprostitution. Aber auch der Wanderer, der in Tannenstein elf Menschen tötete, ist mehr, als es anfangs den Anschein hatte. In Rückblenden wird dessen Leben bis hin zu dem Punkt erzählt, an dem es kippte und er wurde, was er ist. Das ist so glaubwürdig dargestellt, dass man auch mit dieser Person voll mitgeht und trotz der von ihm begangenen Taten als Leser irgendwann nicht mehr weiß, auf welcher Seite man steht. Gegenüber diesen beiden Personen blieb Norah Bernsen, eine junge Polizistin, die in die Geschehnisse verwickelt wird, leider ein wenig blass. Hier hätte ich mir manchmal mehr Tiefe gewünscht, was aber auch schon der einzige Kritikpunkt ist.
Neben dem Wanderer und Born spielt auch Wladimir Koslow, ein russischer Gangsterboss, eine große Rolle, ebenso wie dessen Killer, ein Zwillingspärchen namens Sergej und Andrej. Lange hatte ich keine Ahnung, wie diese vier Ereignisse (die Toten in Tannenstein, der Wanderer, Borns Rachedurst und die Russen) miteinander in Verbindung stehen, und bin mit Born atemlos und auf der Suche nach einer Erklärung durch die Seiten gehetzt. Als diese dann Stück für Stück aufgedeckt wurde, habe ich das Buch mehrmals zur Seite gelegt und darüber nachgedacht, wie ich in einer solchen Situation handeln würde. Ab wann wird Selbstjustiz zu einem legitimen Mittel?
"Tannenstein" ist ein überragender Thriller, ein Meisterstück, ein Psychogramm. Sicherlich in manchen Szenen etwas plakativ, aber mit einer erzählerischen Wucht geschrieben, die atemlos macht. 5 Sterne und eine deutliche Leseempfehlung!