Rezension

Was für eine fesselnde Geschichte

Jeanie und Julius -

Jeanie und Julius
von Claire Fuller

Bewertet mit 5 Sternen

Jeanie war sechzehn als sie die Schule ohne Abschluss verließ. Das rheumatische Fieber hatte sie erwischt und die Bakterien ihr Herz nachhaltig geschädigt. Ihre Mum Dot berschwor sie immer wieder, sich zu schonen und so häuften sich die Fehlzeiten. Sie hatte sich von Dot zeigen lassen, wie man den Garten bewirtschaftet. Ein paar Hühner wurden angeschafft, und dank den Gelegenheitsarbeiten ihres Bruders Julius hielten sie sich gerade so über Wasser. Doch dann fand Jeanie Dot auf dem Küchenfußboden, tot. Die Geschwister haben kein Geld, um Dot zu beerdigen. Derweil bahren sie sie auf einer Holztüre im Wohnzimmer auf, um eine Lösung zu finden. 

Am nächsten Tag steht Rawsons Frau vor der Tür. Rawson gehört das heruntergekommene Cottage in dem sie schon so lange wohnen und Jeanie hasst ihn. Jetzt will seine Frau zweitausend Pfund Mietrückstände eintreiben. Jeanie weiß jedoch, dass sie mietfrei wohnen, weil Rawson ihren Vater auf dem Gewissen hat. Zumindest war das die Version, die Dot ihnen erzählt hat. Ihr Bruder hätte die Rawson sicher hinhalten können, doch der ist in den Ort hinuntergeradelt, um den Arzt zu rufen, damit er den Totenschein ausstellt.

Dots beste Freundin Bridget ist eine der Arzthelferinnen und erfährt so vom Tod ihrer Freundin. Sie bietet Jeanie an, sie in die Stadt zu fahren, um weitere Papiere zu beantragen. Auf der Fahrt erfährt die verzweifelte Jeanie, dass Dot sich von Bridgets Mann Geld geliehen hat. Die nächsten Tage allerdings, werden Jeanies Herz erst richtig auf die Probe stellen.

Fazit: Was für eine fesselnder Ideenreichtum. Was für ein Drama. Die Autorin erzählt diese Geschichte, die immer schlimmer wird völlig unprätentiös. Sie reiht verschiedene Szenen aneinander, bis ein angemessen glaubhaftes Elend fassbar wird. Sie lässt Bilder entstehen und führt mich mitten hinein, in dieses Leben, die marode Wohnsituation, die feindlich gesinnten Menschen, Armut, Verlust und Verzweiflung. Ich leide mit Jeanie und Julius mit, frage mich, wann der Albtraum endlich aufhört, hoffe, bange und zürne. Die letzten 50 Seiten beschenkt mich die Autorin dann mit einer Kehrtwende, die so viel Leichtigkeit und Lebensfreude mit sich bringt, dass sie imstande ist, meine Traurigkeit aufzulösen. Danke für dieses emotionale Feuerwerk.