Rezension

Was war das? Das beste Buch des Jahres!

More Happy Than Not - Adam Silvera

More Happy Than Not
von Adam Silvera

Bewertet mit 5 Sternen

Worum es geht: 
Aaron Soto hat es nach dem Selbstmort seines Vater nicht leicht wieder auf die richtige Spur zu kommen. Es ist Sommer und dank seiner Freundin Genevieve und seinen Kumpels versucht er nach vorne zu blicken. Als genevieve für paar Wochen ins Sommercamp geht, freundet sich Aaron, zum missfallen seiner Gang mit Thomas, dem neuen Typ aus der Nachbarschaft an. Obwohl alle etwas gegen Thomas zu haben scheinen, kann Aaron bei ihm endlich er selbst sein und ist zum ersten Mal seid langem wieder glücklich. 
Als Aaron beginnt mehr als Freundschaft für Thomas zu empfinden sieht er sein Glück abermals gefährtet und entscheidet sich für einen drastischen Schritt. Das Leteo Institut verspricht die Auslöschung bestimmter Erinnerungen und Aaron ist sich sicher, dass er sein Glück wiedererlangen kann, sobald Leteo Thomas und seine Gefühle für ihn für immer löscht. 
Meine Meinung: 
Adam Silveras Debut "More happy than not" schlug ein wie eine Bombe. Noch nicht erschienen fielen schon vergleiche mit David Levithan und Benjamin Alire Saenz. Zu hoch gepokert? Bei weitem nicht, denn trotz Lobpreisungen bliebt die Erwartung bei mir recht klein, sodass das Buch wirklich zu überraschen wusste! 
Silveras Stil ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig, es fiel mir nicht leicht reinzukommen. Man steckt in Aarons Kopf und seine Gedanken sind nicht immer geordnet. Dementsprechend ist auch die Richtung der Geschichte nicht immer ganz klar was mich das Buch fast hat abbrechen lassen. Dennoch liest man das Potential des Autors. Vor allem nach beenden des Buches erkennt man Absicht dahinter. Das Buch sollte zum vollständigen Genuss definitiv zweimal gelesen werden. 
Hauptthematik des Buches ist natürlich das Coming Out Aarons und dessen Überzeugung, dass Hetero sein ihn glücklicher werden lässt, sodass er versucht das Schwulsein aus seinem Kopf löschen zu lassen. Ein Wunsch den sicherlich viele jugendliche Homosexuelle verspürt haben. Das Leteo Institut verleiht dem Buch den kleinen Touch Science Fiction, es gibt keine Jahresangabe zum Buch und der Autor hat keine weiteren futuristischen Erfindungen eingebaut. Die Atmosphäre ist durchgehend nostalgisch gehalten. geschwängert von verschwitzten Sommertagen, Kinderspiele und Teenagergedanken. Jeder wird das ein oder andere Element aus seiner Kindheit wiedererkennen. Es kommt einem beim lesen vor als könnte man die Jungs lachen hören, wie sie gerade Man Hunt im Central Park spielen. Silvera beschreibt den Übergang von Kinder zu Junge Erwachsene, die noch nicht recht wissen was von Ihnen erwartet wird.
Adam Silveras wuchs selbst als homosexueller in der Bronx auf, ein Umstand der das Buch fast Biografisch wirken lässt. Silvera weiss definitiv worüber er schreibt. Er sagte selbst, dass er ein Buch wie dieses in seiner Kindheit gebraucht hätte. Ein Buch, eine Person, die ihm gesagt hätte "Es ist ok. Du musst dich nicht ändern um glücklich zu sein. Du bist perfekt" Eine Aussage vom Autor an alle Jugendlichen dieser Welt. Wie die Figuren im Buch hat auch Silveras farbige wurzeln und das Buch weisst eine herrliche Auswahl an Figuren unterschiedlicher Hautfarben und Hintergründe auf. Aaron lebt mit seinem Bruder und seiner Mutter in einem Einzimmerappartement und muss sich das Wohnzimmer mit seinem Bruder als Schlafzimmer teilen. Die Mutter arbeitet 2 verschiedenene Jobs um sich die Wohnung leisten zu können und auch die Geschwister arbeiten und steuern ihren Teil der Miete bei. 
Genevieve ist Tochter eines Arztes, lebt in einem schicken Haus und zeigt ihm den Wohlstand während es für ihn schon Luxus ist zu sehen wie Thomas sein eigenes Zimmer hat. 
Aaron erklärt einmal sehr schön, dass es nicht darum geht was er haben will sondern was er braucht. Er braucht neue Schuhe, neue Bleisftifte wenn die Schule wieder beginnt, ein neues Hemd. Die aufgezeigten Gesellschaftsschichten dringen sofort zum Leser durch und wissen zu überzeugen.
Neben Familie und Sexualität ist die Freundschaft ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Aaron und seine Clique, zusammengeschweisst durch die gemeinsame Kindheit, müssen erkennen dass sie als fast erwachsenen nichts mehr verbindet ausser die Vergangenheit. Aarons bester Freund der ihm nach und nach kein Freund mehr ist, oder zumindest nicht die Art von Freund die er braucht. Thomas, der neue Freund, die Distanz zu seinem Leben, die er braucht um sich selbst zu finden.  
Das natürliche Abkapseln Aarons gegenüber seiner Clique schmerzt, auch wenn jeder weiss dass es für das Beste ist. 
Ohne jetzt gross zu Spoilern weiss das Buch nach 2 Drittel das Ruder nochmal komplett umzureissen. Ist dem Leser klar was kommt, wird er eines besseren belehrt. Eine ganz und gar überraschende Wendung verändert alles und löst immer mehr Wendungen aus, welches das Ende des Buches zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle macht. Nichts scheint vor dem Tornado der Ereignisse in Sicherheit zu sein. Mehrmals habe ich Seiten zurückgeblättert und mich gefragt "Im Ernst jetzt? WAS GESCHIEHT HIER GERADE?"
Das letzte Drittel liest sich wie ein Thriller und katapultiert "More happy than not" dann doch noch in die Riege David Levithans. Ein Buch dass sich bereits liest wie ein Klassiker. Würde ich mir als Schullektüre wünschen. Zwingt allen Kindern diesen Buch auf!