Rezension

Wenn alles aussichtslos erscheint ...

Scherbenparadies - Inge Löhnig

Scherbenparadies
von Inge Löhnig

Bewertet mit 5 Sternen

Die 17-jährige Sandra hat es nicht leicht in ihrem Leben. Sie ist die Tochter einer alleinerziehenden Mutter, die von Hartz IV lebt und sich von der staatlichen Unterstützung zusammen mit Sandra und der jüngeren Tochter Vanessa durchbringen muss - oder auch nicht. Denn Tatsache ist, so schlimm die Situation auch ist, es gipfelt darin, dass die Mutter mehr oder weniger ihre Kinder verlassen hat und zu ihrem Freund abgehauen ist. So ist es Sandras Aufgabe, sich um ihre kleine Schwester zu kümmern - während die Mutter nur alle paar Wochen vorbeikommt und lediglich ein bisschen Geld für den Unterhalt ihrer Kinder in der Wohnung lässt. Meist sieht sie sogar zu, dass sie ihren Kindern nicht über den Weg läuft, um sich nicht den Vorwürfen ihrer ältesten Tochter stellen zu müssen.

 

Für Sandra ist es mehr als schwierig, ihre kleine Schwester zu versorgen, denn das Geld reicht vorne und hinten nicht. Oftmals hat sie nur Centbeträge, um einzukaufen und wenigstens ihr etwas zu Essen auf den Tisch zu stellen. Sandra hingegen magert immer weiter ab, sodass sie in der Schule bereits als magersüchtig verschrien ist. Solche Sprüche sind Sandra egal, wichtig ist ihr nur, dass sie irgendwie ihre kleine Schwester durch kriegt. Sandras schulische Leistungen bleiben dabei fast auf der Strecke.

 

Nils Joswig ist ein neuer Lehrer an Sandras Schule und wenn sie ehrlich ist, sie ist vom ersten Moment an in ihn verliebt. Auch er scheint sich sehr um das verschlossene Mädchen zu bemühen und versucht sie zu unterstützen, doch wie könnte sie sich irgendjemanden offenbaren? Sie könnte sie berichten, wie ihr Leben wirklich aussieht, wenn doch immer die Angst vor dem Jugendamt da ist, dass ihre kleine Schwester in ein Heim oder eine Pflegefamilie stecken würde und die beiden Schwestern unweigerlich trennen? Sandra weiß keinen Ausweg, doch was noch schlimmer ist, zwar ist sie nicht die beliebteste Schülerin ihrer Klasse, aber sie scheint ernsthaft eine Feindin zu haben, die sie mobbt und dies bis ans äußerste treibt ...

 

 

Wenn alles aussichtslos erscheint ... Der Plot wurde spannend und abwechslungsreich erarbeitet. Über die Authentizität des Plots möchte ich mich hier nicht groß auslassen, sondern lediglich erwähnen, dass es sich um eine erdachte Geschichte handelt, die hoffentlich so in der realen Welt nicht passiert, denn bestimmte Aspekte waren mir dann doch nicht geheuer. Die Figuren wurden authentisch und realistisch erarbeitet. Besonders beeindruckt hat mich die Figur der Sandra, denn diese ist bereit, auf alles zu verzichten, nur um zum Beispiel ihre kleine Schwester halbwegs gut zu versorgen. Sie weiß, wer sie ist und obwohl es ihr nicht leicht fällt, mit den Vorurteilen anderer klar zu kommen, so weiß sie, dass sie für ihre Situation das einzig richtige tut. Den Schreibstil empfand ich als fesselnd zu lesen, sodass ich mich gar nicht von dem Buch lösen konnte und es am Stück gelesen habe.