Rezension

Wenn Blinde sehen

Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Jenny-Mai Nuyen

Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
von Jenny-Mai Nuyen

Bewertet mit 4 Sternen

Hel verbringt ihre Jugend bei den Sturmjägern auf der Schwalbe. Kapitän Gharra hatte sie als Kind den Zwergen abgekauft und sich wie ein Vater um sie gekümmert. Hel hat die besondere Gabe, Lirium, die magische Essenz sehen zu können, obwohl oder gerade weil sie auf einem Auge blind ist. So ist sie für die Sturmjäger, die auf der Suche nach Liriumstürmen sind, sehr nützlich. Lirium wird knapp in Aradon und es bahnt sich ein Krieg an. Die Schwalbe wird angegriffen und die gesamte Mannschaft außer Hel kommt ums Leben. Hel macht die Bekanntschaft eines geheimnisvollen Jungen, der sie „gerettet“ hat, und fühlt sich von ihm angezogen. In seiner Gegenwart geschehen mysteriöse Dinge. Sie ziehen zusammen nach Har’punaptra, wo sich ihre Wege trennen. Hel stattet der Magierschaft Bericht ab. Außer der Schwalbe wurden noch vier weitere Luftschiffe sowie einige Dörfer zerstört. Zusammen mit dem Sturmjäger Nova, dem Magier Olowain und anderen wird sie losgeschickt, um den oder die Attentäter zu suchen.

Schon die Landkarte am Anfang des Buches hat mich begeistert. Ich liebe solche Details. Man kann sich damit viel besser in einer Geschichte zurechtfinden, vor allem, wenn sie an vielen verschiedenen Orten spielt. Und auch die Zeichnungen der wichtigsten Personen am Ende des Buches gefallen mir sehr gut. Hier hätte ich mir aber eher gewünscht, dass sie über das Buch verteilt wären, z.B. am Anfang oder Ende des Kapitels, in dem diese Person zum ersten Mal erwähnt wird.
Die Sprache von Jenny-Mai Nuyen gefällt mir sehr gut. Sie ist einerseits einfach und klar, andererseits aber überaus wohlgeformt. „Auf den Dünen schmolz der Tag und Schatten wuchsen wie blutige Lachen unter ihren Füßen.“ (S. 68) Diesen Satz, aber nicht nur diesen, finde ich einfach genial! Die Autorin beschreibt sehr bildreich, man kann sich wirklich alles ganz genau vorstellen und versinkt völlig in der Geschichte.

Prima finde ich auch die leichte Gesellschaftskritik, z.B. in Hinsicht auf das Lirium (lässt sich auf unser Erdöl übertragen) oder auch, dass Hel sich gegen den Magier auflehnt, als ihr klar wird, dass Unschuldige verfolgt werden sollen.

Als negativ empfinde ich es, dass das Buch in sich überhaupt nicht abgeschlossen ist. Die Erzählung hört eigentlich einfach mittendrin auf. Ich habe auch nicht wirklich das Gefühl, dass ein Teilabschnitt beendet ist, sondern hänge jetzt im „luftleeren Raum“ bis der nächste Band erscheint.
Empfehlen würde ich das Buch für alle Fantasy-Fans ab ca. 13 Jahren bis …