Rezension

Wenn der Mensch Gott spielt

Frankenstein oder Der moderne Prometheus
von Mary Wollstonecraft Shelley

Bewertet mit 3 Sternen

Robert Watson ist mit dem Schiff im Eismeer unterwegs. Er ist recht einsam, denn er hat zwar einen guten Kontakt zu der Mannschaft, aber einen Freund hat er nicht unter ihnen gefunden. So verbringt er seine freie Zeit damit, seiner Schwester in Briefen über seine Reise zu berichten. Als das Schiff im Eis stecken bleibt, treffen sie auf einen Fremden, den sie an Bord nehmen. Bei dem Mann handelt es sich um Viktor Frankenstein. Robert findet Viktor sympathisch und freundet sich mit ihm an - woraufhin Viktor ihm seine Geschichte erzählt. Diese Geschichte, so unwahrscheinlich sie auch erscheinen mag, berichtet er seiner Schwester.

 

Der aus Genf stammende Viktor Frankenstein kommt aus einem guten, soliden und glücklichen Elternhaus. Sein Steckenpferd sind die Naturwissenschaften, welche er auf der Universität in Ingolstadt studiert. Zu seiner Familie gehört auch seine Cousine Elisabeth, die nach dem Wunsch seiner Eltern einst Viktors Braut sein wird. Zum Glück sind die beiden sich sehr zugetan.

 

Bereits während des Studiums entwickelt Viktor eine fast unnatürliche Affinität zur menschlichen Materie. Sein Ziel ist es, einst ein eigenes menschliches Wesen entgegen aller Naturgesetze zu erschaffen. Tatsächlich gelingt ihm im Laufe der Jahre, seine Forschung soweit (im Geheimen) voranzutreiben, dass er einen entsprechenden Versuch startet. Tatsächlich glückt dieser und der Unhold erwacht zum Leben. Doch Viktor sieht plötzlich mit einer Klarheit, was er erschaffen hat und er wendet sich von dem ihm erschaffenen Wesen ab und überlässt diesem sich selbst. Wenn er jedoch hoffte, dass er erst- und letztmalig mit diesem zusammengetroffen ist - wird sich das als tödlichen Irrtum erweisen ...

 

 

Wenn der Mensch Gott spielt! Der Plot wurde spannend und interessant erarbeitet. Gerade zur damaligen Zeit im Jahr 1818 war dies eine ganz neue Art der Literatur und noch dazu von einer Frau, weswegen durchaus verständlich ist, dass dieser Roman erst anonym veröffentlicht wurde. Den Aufschrei, den das Buch hervorgerufen hat, kann ich mir noch heute lebhaft vorstellen. Die Figuren wurden authentisch erarbeitet, wobei ich hier von der Figur des Protagonisten Viktor doch eher enttäuscht war. Erst hatte dieser hochtrabende Pläne und dann rennt er vor der von ihm erschaffenen Situation weg und verkriecht sich, bis es eigentlich schon zu spät ist. Die Sprecher, Thomas Dehler und Patrick Imhof, schaffen es, dass man sich als Zuhörer mühelos in der Geschichte verlieren kann, wobei ich gestehen muss, ich hätte das Buch, wenn ich es gelesen hätte, wohl abgebrochen hätte, denn bis es in Fahrt kommt, dauert es seine Zeit und ich weiß nicht, ob ich bis dahin durchgehalten hätte.