Rezension

Wenn Wahnsinn und Realität eins werden...

Die Zelle - Jonas Winner

Die Zelle
von Jonas Winner

Bewertet mit 5 Sternen

Von London nach Berlin - der 11-jährige Sam und seine Familie ziehen von einer Hauptstadt in die andere, in eine alte Villa im schönen Stadtteil Grunewald. Eines Tages entdeckt er dort auf dem riesigen Gelände einen alten Luftschutzbunker...und was er dort entdeckt, verändert fortan sein gesamtes Leben. Ein Mädchen - jung, verängstigt und einsam- ist in einer dunklen Zelle eingesperrt. Am nächsten Tag ist das Mädchen weg, verschwunden. Als wäre sie nie da gewesen. Und für Sammy ist klar: Nur sein Vater kommt dafür in Frage...

Meine Meinung:

Vorweg kann ich schonmal eines sagen: Dieser Thriller hat mich gefesselt wie selten ein Buch aus diesem Bereich! Ich war quasi gefangen in dieser Geschichte, fast so, wie das Mädchen in der Zelle...
Der mittlerweile erwachsene Sam erzählt die Geschichte rückblickend, mit einem Abstand von 20 Jahren. Versetzt in seine traumatische Kindheit, wird der Leser Teil der konfusen Gedankenwelt eines 11-jährigen Jungen, der eine schreckliche Entdeckung macht. Er & seine Familie stehen im Fokus des Buches und schnell wird klar, dass diese Familie nur oberflächlich durchschnittlich erscheint. Weder seine Mutter, noch sein Bruder Linus oder das Au-Pair-Mädchen Hannah sind wirklich das, was sie vorgeben zu sein. Jeder hat seine Schatten, die ihm folgen und zum Teil offenbart werden.
Das Buch hält jede Menge Überraschungen bereit. Soviele neue Wendungen, plötzliches Auftauchen diverser Charaktere und detaillierte, dunkle Bilder formen vor dem inneren Auge ein Bild, was durchaus beklemmend ist und in der Summe dem Begriff 'Thriller' absolut gerecht wird. Vorhersehbarkeit kann man dem Buch zu keinem Zeitpunkt vorwerfen. Eher wird hier Vielschichtigkeit groß verwendet.
Jonas Winner hat einen Schreibstil, der sicher nichts für jeden ist. Ich zumindest fand ihn grandios. Kurze, teils wirre Sätze machen das Vergangene so glaubhaft. Beim Lesen war ich zwischenzeitlich wirklich überzeugt, die tatsächliche Chronik eines Albtraums vor mir zu haben.
Auch der Einfluss des Themas Musikkomposition( von dem ich absolut keine Ahnung habe) schien mir anfangs ein wenig fehl am Platz, im Laufe der Geschichte jedoch ergab sich dadurch ein immer klareres Bild des Schreckens. Genial eingesetzt!
Das Ende des Buches ließ mich mit einem innerlichen "Ne, oder?" zurück. Es war ein Ende, was ich im letzten Teil höchstens vage vermutet aber nicht wirklich erwartet habe.

Eine absolute Empfehlung für alle Thriller-Liebhaber, die einen roten Faden und überraschende Wendungen keinesfalls missen wollen!