Rezension

Wer ist hier das Böse?

Wolfsnächte - William Giraldi

Wolfsnächte
von William Giraldi

Bewertet mit 5 Sternen

Winter in Alaska - kalt, unerträglich kalt, so kalt, dass Wölfe ins Dorf kommen und Kinder holen?! Eine Mutter ruft den Forscher und Autoren Russell Core, um ihr Kind zu finden oder wenigstens seine Überreste. Der sechsjährige Bailey ist direkt an der Hintertür der Hütte angefallen und verschleppt worden. Doch der Forscher zweifelt an der Geschichte der Mutter und was ist mit dem Vater - weit weg im Wüstenkrieg? Doch dann wird dieser verwundet und kommt zurück...
Die Geschichte so kalt, so eisig wie man sich einen Winter im Norden vorstellt. Die Menschen sind wie ihre Umwelt, unzugänglich, abweisend, hart. Die Zivilisation, unendlich weit entfernt, von dort ist keine Hilfe zu erwarten, also hilf Dir selbst. Kümmere Dich selbst um Dein Essen, die Wärme, die Du brauchst und auch um alles andere, Geld ist Nebensache, nicht vorhanden und nicht nötig. Das Leben reduziert auf das Ursprüngliche.
Es ist schwer diese Geschichte zu beschreiben, sie läßt einen nicht los, der Vater, der zurückkehrt aus dem Krieg und einen Rachefeldzug antritt, die Mutter, die plötzlich verschwindet und die Frage, wer ist hier das größere Raubtier. 
Der Stil, so anschaulich, dass man fröstelt. Nichts für zwischendurch, auch wenn das Buch nur 220 Seiten hat. Man muss sich einlassen auf die Geschichte und seine eigenen vorgefassten Meinungen hinterfragen.
Fazit: Ein faszinierendes, verstörendes Buch. Wer das Dunkle und Abgründige liebt, ist hier genau richtig. Ein Film noir, kein Hollywoodkino - für mich eines der Highlights des aktuellen Jahres.