Rezension

"Wer sich nicht bewegt, wird nichts bewegen." (Joachim Meisner)

Fast Girls -

Fast Girls
von Elise Hooper

Bewertet mit 5 Sternen

1936. Die drei jungen amerikanischen Leistungssportlerinnen Betty Robinson, Helen Stephens und Louise Stokes sind auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Berlin und lernen sich an Bord eines Schiffes kennen, das sie nach Europa bringen soll. Betty, wohlbehütet von ihren Eltern, hat sich nach einem Unfall sportlich wieder zurückgekämpft und im letzten Moment mit einem Weltrekordlauf noch das Ticket zu den Spielen ergattert. Die farbige Louise war schon immer Diskriminierungen aufgrund ihrer Hautfarbe ausgesetzt und hat sich ein dickes Fell aneignen müssen. Den Kränkungen läuft sie regelrecht davon und hofft, mit ihrem Talent Aufmerksamkeit und mehr Anerkennung zu finden. Und Helen ist auch irgendwie anders, was sie zur Außenseiterin macht. Auch sie läuft allen davon und möchte bei Olympia erfolgreich sein, um vor allem ihren Vater stolz zu machen. In Berlin müssen sie schnell feststellen, dass es hier hauptsächlich nicht um ihre sportliche Leistung geht, sondern was sie verkörpern…

Elise Hooper hat mit „Fast Girls“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der nicht nur belegte Persönlichkeiten zum Leben erweckt, sondern dazu noch einen Titel trägt, der wie die Faust aufs Auge passt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser ein, sich als unsichtbarer Gast dem ungewöhnlichen Frauentrio anzuschließen, ihren Weg bei den Olympischen Spielen zu begleiten und dabei ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Der Hintergrund von Betty, Louise und Helen könnte nicht unterschiedlicher sein. Während Betty aus einer gutsituierten Familie stammt und sich um Diskriminierung keine Sorgen machen muss, ist es ein böser Unfall, der sie aus dem Verkehr zieht und sie den Kampf gegen ihren Körper antreten lässt. Louise ist Ausgrenzungen aufgrund ihrer Hautfarbe tagtäglich ausgesetzt, während es bei Helen ist ihre Andersartigkeit ist, die anderen aufstößt. Alle drei haben schon in jungen Jahren mit Dingen zu kämpfen, die sie mit ihrem Sport zu kompensieren suchen. Obwohl sie gerade diese Kämpfe als Gruppe zusammenschweißt, müssen sie sich auch als Konkurrentinnen sehen, die das gleiche Ziel haben, nämlich den Sieg für ihr Land zu erringen. Vor den Wettkämpfen müssen sie um ihre Startzulassung fürchten und sind auch sonst gegenüber ihren männlichen Sportkollegen in vielfacher Hinsicht benachteiligt, ob es um Sponsorship oder Stipendien geht. Gleichzeitig werden sie aufgrund ihres Kampfes zu Vorreiterinnen für alle Sportlerinnen weltweit, die heutzutage für ihr Land antreten. Während man Betty, Louise und Helen begleitet, lässt die Autorin auch den historischen Hintergrund des vom Nationalsozialismus geprägten Deutschland einfließen und zeigt auf, wie diese gerade die Olympischen Spiele für ihre Zwecke missbrauchten und um Anerkennung in der Welt buhlten.

Die Charaktere sind liebevoll mit Leben versehen worden und glaubwürdig in Szene gesetzt. Sie schleichen sich schnell ins Leserherz, so dass man sofort mit ihnen mitfiebern kann. Betty ist eine zurückhaltende und eher schüchterne junge Frau. Sie ist zielstrebig und kämpft innerlich gegen sich selbst. Helen ist burschikos, laut und schert sich äußerlich nicht um die Meinung anderer. Innerlich allerdings hofft sie, dass sie vor allem die Liebe und Aufmerksamkeit ihres Vaters gewinnt. Für Louise ist Ausgrenzung aufgrund ihrer Hautfarbe Alltag, das hat sie schnell erwachsen werden lassen. Sie läuft der Diskriminierung davon und will allen beweisen, dass sie etwas Besonderes ist.

„Fast Girls“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman über wahre Persönlichkeiten, die einem ans Herz wachsen und die man aufgrund ihrer Einstellung und innersten Kämpfe nur bewundern kann. Absolute Leseempfehlung für eine wunderbare Geschichte!