Rezension

Wie viel Planung braucht es für eine zufällige Begegnung?

Alleine bist du nie - Clare Mackintosh

Alleine bist du nie
von Clare Mackintosh

Bewertet mit 4.5 Sternen

Spannender Psychothriller, der uns erschreckend vor Augen führt, was Routine und der gläserne Mensch mit uns anstellen kann.

Das Buch „Alleine bist du nie“ wird abwechselnd aus drei Perspektiven geschrieben, die sich recht gut auseinander halten lassen. Zoe, die Mutter zweier Kinder, die vermeintlich ihr Portrait in einer Zeitungsannonce sieht, wird immer in der Ich-Perspektive geschrieben. Dann ist da Kelly, eine Polizistin, die zufällig an diesen Fall gerät, in der Er-Erzähler-Perspekitive. Und dann kommen die Einschübe des Täters, die immer kursiv als kurze Kapitel dazwischen geschoben werden.

 

Durch diese drei Erzählstränge bekommt man einen guten Einblick in die Geschichte/ Geschehnisse. Zoe ist nämlich nicht die Einzige, deren Foto ohne ihr Wissen in der Zeitung ist. Wenigstens eine der Personen ist im Norden Londons umgebracht worden. Nach und nach erfährt der Leser, wie das zusammen hängen könnte. Offensichtlich werden die Frauen beobachtet und die Informationen über sie werden „Kunden“ zur Verfügung gestellt, die damit verschiedene Sachen anstellen. Zum Beispiel um scheinbar zufällige Begegnungen zu forcieren.

 

Und das gibt mir zu denken. Wie viele Informationen über mich gebe ich täglich preis? Wer kann damit was anfangen? Ist die nächste zufällige Begegnung, bei der ich jemanden kennen lerne tatsächlich auch zufällig oder nur scheinbar zufällig? Wer kennt meine Gepflogenheiten, meine Routine, meinen Arbeitsweg wie genau und was macht das mit dieser Person – und wie gut ist das für mich? In Zeiten, in denen immer mehr Plätze kameraüberwacht sind und wir ständig unseren Status irgendwo posten, machen wir uns zum gläsernen Bürger. Und das kann jemand ausnutzen – zum Guten wie zum Bösen.

 

Genau das tut der Täter in diesem Buch. Er nutzt die Routine der Pendler aus, um sie auszuspionieren, und verdient sein Geld mit der Weitergabe dieser Informationen. Krass. Psychothriller vom Feinsten. Und bis zum Epilog ist nicht klar, wer der Täter tatsächlich ist. Die Auflösung fand ich tatsächlich sehr überraschend. Allerdings konnte ich die Motivation des Täters nicht komplett nachvollziehen. Das ist schade.

 

Bis auf dieses kleine Manko hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ich fand es durchweg spannend, es ist gut geschrieben und hat mich sehr gut unterhalten – und erschreckt. Unbedingte Leseempfehlung für Psychothriller-Liebhaber.