Rezension

Wissenschaftlich unterstützte Erziehungshilfe

Der Elternkompass -

Der Elternkompass
von Nicola Schmidt

Bewertet mit 3 Sternen

Für eine Wissenschaftlerin hat Nicola Schmidt einen sehr gut lesbaren Stil. Trotzdem musste ich bei einigen Fremd/Fachworten passen. Dann liebe sie es zu fragen "Ehrlich? und antwortete dann selbst mit "Ehrlich". Fast 40 Seiten Verweise zu anderen Publikationen zeigen, dass die Autoren wohl meist einen anderen Leserkreis bedient.

Als ich meine Kinder in den Achtzigern groß zog, wurde das Stellen noch nicht so unterstützt wie heute. Deshalb bin ich erstaunt, dass es auch heute noch von vielen in Frage gestellt wird. Da hätte ich gerne eine solche Unterstützung gehabt. Ich habe damals häufig Sätze, wie "Das Kind muss Abends einen Brei bekommen, dann schläft es auch durch." So befasst sich ein großes Teil des Buches mit diesem Thema. Allerdings mit der Forderung, die Mutter solle bis zum vierten Lebensjahr stillen. Ich kenne eine junge Mutter, die aufgrund der Krankheit ihrer Tochter immer wieder gestellt hat und sie war sehr dünn und geschafft. Es wird zwar auch gesagt, dass eine Mutter nicht unbedingt stillen muss, aber der Tenor war für mich doch, dass das schon erwartet wird. Was das weiter Essen angeht, gab es keine direkten Informationen, das kann jeder selber entscheiden, auch ob das Kind mit der Hand oder mit den Fingern isst, Brei oder weiche Nahrung in fester Form bekommt.

Ein anders großes Thema war der Schlaf. Hier habe ich am meisten dazugelernt. So war mir nicht klar, dass auch das Alleine-Schlafen erst im letzten Jahrhundert gefordert wurde. Ich habe zwar meine Kinder oft im meinem Bett gehabt, aber sie doch immer in ihr eigenes gelegt. Bei meinen Enkeln sehe ich, dass das anders gehandhabt wird und in diesem Buch habe ich viel erfahren, warum das auch gut so ist.

Bei der Sauberkeitserziehung habe ich zwar einiges Neues über afrikanische Völker und Vietnamesische Eltern erfahren, aber eine abschließende Stellungnahme, wann das Kind "sauber" sein sollte, gab es nicht. Ich weiß jetzt zwar, dass man evtl. etwas verpassen kann, aber nicht, wie ich es erkenne, wenn das Kind soweit ist. Es sei denn, ich orientier mich an den oben erwähnten und beginne mit unter einem Jahr das Kind abzuhalten. Die Autorin findet übrigens, dass Kinder früh die Windel ablegen sollten, schon alleine aus Umweltgründen und da gibt es wirklich erschreckende Zahlen. Ich gehe auch davon aus, dass die Windeln zu angenehm sind und die Eltern zu wenig Zeit haben, die Kinder immer wieder daran zu erinnern.

Ein bisschen hatte ich das Gefühl, dass die Autorin gerne einfach nur Mutter gewesen wäre und sich länger um die Kinder gekümmert hätte. Das kommt auch ein wenig in ihrer Haltung bzgl. Fremdversorgung durch.

Ich kann nicht sagen, ob es noch andere Studien gibt, die zu anderen anderen Aussagen kommen, aber fest steht, die Forschenden waren oft US-Amerikaner, es wurde in anderen Kulturen geforscht und Anthroposophen waren oft dabei.

Ein durchaus lesenswertes Buch, dass sicher auch in einigen Punkten Sicherheit vermittelt, Revolutionäres findet man hier nicht.