Rezension

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Wissenschaftsthriller

Verdorbenes Blut - Geoffrey Girard

Verdorbenes Blut
von Geoffrey Girard

Es soll erforscht werden, ob beim Klonen die Gene für die Persönlichkeit verantwortlich sind oder ob auch die Umwelt eine Rolle spielt. Schlimm genug dass Klone von Serienmördern existieren, es existieren auch noch mehrere von jedem. Der Wissenschaftler scheint psychisch gestört zu sein - er wurde ja nicht entführt, sondern hat die anderen Jungen befreit und lässt sie sozusagen auf die Menschheit los.
Interessant fand ich die Auskunft, die die Psychologin über die Jungs gibt: David, soziopathische Züge, antisoziale Persönlichkeit, Al, der Anerkennung sucht, Ted, der Aggressive, Henry, exzentrisch und Jeff, schizophren, depressiv, zornig und homosexuell. Ich finde gerade diese Beschreibungen zeigen doch, dass das Umfeld haushoch über die Wissenschaft siegt. Denn natürlich haben die Klone oben genannte Züge "geerbt". Aber es gibt auch genügend Menschen, die mit diesen Zügen ein ganz normales Leben führen.
Ich fand es verwirrend, das ich mir nie sicher war, ob die Klone, von denen gerade erzählt wird, die sind, die ausgebrochen sind oder doch die, die die ausgebrochenen Klone über ihre Existenz informiert haben.
Man erfährt, was im Prolog in SharDhara wirklich passiert ist. Gerade dass der 4. Juli für den Anschlag von Jacobson ausgewählt wurde zeigt schon die Bedeutung. Warum reizt der Auftrag die Klone so? Denn eigentlich können sie ja ihre Fantasien nicht ausleben. Warum gilt der Hass Jacobsons den Amerikanern und nicht den dafür verantwortlichen Forschern? Dies sind alles Fragen, die ich mir nicht beantworten kann und die der Autor auch am Ende offen lässt.
Castillo wurde damals von einem geklonten „Soldat“ gerettet. Wie hat er ihn gefunden? Warum lässt er ihn am Leben, wo er doch alle Menschen, die ihn bei der Suche nach den Klonen im Weg stehen tötet? Warum hört er nur auf die Wissenschaftler?
In den letzten Kapiteln wird noch einmal sehr deutlich auf den Konflikt Moral vs. Wissenschaft eingegangen.

Irgendwie kommt es am Ende so rüber, als wäre es purer Zufall ob jemand zum Serienkiller wird oder nicht. Man muss ja aber auch unterscheiden, ob der Junge nur die Gedanken hat zu töten und psychiatrische Hilfe bekommt oder ob er sie am Ende auch ausleben wird. Ich hätte mir da eher einen genaueren Hinweis erhofft, z. B. welche Meinung die Wissenschaft zurzeit vertritt.

Fazit:
Ich finde, man sollte das Buch aus zwei Perspektiven betrachten. Erstmal als "Roman" und dann als ein Stück "Realität". Ich meine, ob das mit dem Klonen so weit ist oder kommen könnte, ist für mich unvorstellbar, ist einfach nicht greifbar, weil das für mich so abstrakt ist. Aber wenn es dann darum geht, wie die amerikanische Regierung bei dem ganzen mitmischt, da wird wohl einiges Wahres dran sein.
Zum Beispiel scheint das DSTI ja dem Verteidigungsministerium zu unterstehen. Und mit unliebsamen Personen (zum Beispiel einigen Forschern) wird gnadenlos abgerechnet, indem man ihren Selbstmord vortäuscht. Und ich muss sagen, dass mich das mehr mitnimmt, wie die ganzen Taten der Serienkiller, die geschildert werden, obwohl die ja (zumindest bei den Originalen) genau so geschehen sind. Oft macht der Autor große Zeitsprünge. Teilweise war nicht klar, wie die geschilderte Situation zustande kam. Ein Wissenschaftsthriller, in dem es um den Konflikt Moral vs. Fortschritt geht. Die Serienkiller sind da eher nebensächlich – sie stellen „the worst case“ dar.