Rezension

Wunderschön

The Wrath and the Dawn
von Renee Ahdieh

Bewertet mit 4 Sternen

Einwickelnd, orientalisch und innerlich zerreißend.

 

Now the very edges of the screen were tinged in the glowing white of dawn. The rays of light streamed through the slats onto the marble floor like veins of raw gold stretched thin in the heat of the early morning sun. Sharzad’s heart threatened to burst from her throat.

Das Buch beginnt damit, dass die sechzehnjährige Sharzad den jugendlichen König zum Manne nimmt, obwohl dem Leser sofort bewusst ist, dass es keine Liebesheirat ist und tatsächlich auch sonst keine Vorteile für sie zu bieten hat. Denn seit einer ganzen Weile nimmt der König Khalid jeden Abend eine neue Braut, nur um sie im Morgengrauen des folgenden Tages erhängen zu lassen. Sharzad aber hat andere Pläne; sie will Rache für den Tod ihrer besten Freundin Shiva, die eine dieser unglücklichen Bräute gewesen war. Um zu überleben, beginnt sie damit, dem König eine Geschichte zu erzählen, die sie nicht vor Morgengrauen beendet und so lässt er sie einen Tag weiterleben, nur um das Ende zu hören.

Genau, Tausendundeine Nacht ist hier das Motto und wurde sehr schön und neu umgesetzt. Die meiste Zeit wird aus der Sicht von Sharzad berichtet, hin und wieder gibt es aber auch Sichtwechsel, damit man die Intrigen und aufkommende Rebellion besser verstehen kann. Das hat mir sehr gut gefallen und in dem ganzen Roman war mir eigentlich jeder Charakter auf seine Weise sympathisch. Die Autorin hat es geschafft, ihnen allen in soweit Leben einzuhauchen, dass die Beweggründe klar wurden; also hat man die Handlungen auch verstanden, obwohl man sie nicht gut fand.

His eyes narrowed to ochre slits. ›Finish the story, Sharzad.‹

›No.‹

Die Geschichte ließ sich schnell lesen und sogar der Anfang bereitete mir kaum Probleme. Normalerweise brauche ich nämlich ein paar Kapitel, bis ich in der Story drin bin, das war hier aber kaum der Fall. Vermutlich lag es schon an dem fanzy Cover und den tollen, auf ›alt‹ gestalteten Seiten. Das hat mir zusätzlich gefallen.

Das Ende des Buches kam etwas abrupt, war aber akzeptabel und spannend. Es lässt außerdem einige Fragen offen, die mich neugierig auf den zweiten Band machen. Ich bin froh, dass ich immerhin schon den Prolog vom Folgeband lesen konnte, da er als Zusatzmaterial angefügt war. Hinten gibt es außerdem eine Erklärung zu den verschiedenen Begriffen und Namen, die mir als Westliche schon etwas befremdlich waren. Ich brauchte ein bisschen, bis ich mir all die Namen behalten und zuordnen konnte.

Warum nur 4 Sterne und keine 5? Ich muss gestehen, dass liegt ganz einfach an dem Buch, das ich parallel dazu gelesen habe. Crimson Bound von Rosamund Hodge. Und während jenes mich absolut … vom Hocker gehauen hat, war es bei diesem Buch nicht der Fall. The Wrath & The Dawn war solide gut, aber im Vergleich leider nicht gut genug. Trotzdem eine klare Leseempfehlung von mir.