Rezension

Wundervoller Regencyroman!

Die Ladys von Somerset – Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich -

Die Ladys von Somerset – Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich
von Julie Marsh

Bewertet mit 5 Sternen

Schlägt euer Herz für Regencyromane? Habt ihr die Bridgerton-Serie auf Netflix voller Verzückung gebingewatched? Seid ihr womöglich eine begeisterte Janeite? Wenn ihr diese Fragen mit einem klaren JA beantwortet, müsst ihr dieses bezaubernde Werk aus der Feder von Julie Marsh lesen! Solltet ihr euch obendrein noch für den Themenbereich Schauspiel und Theater interessieren (so wie ich), dann wird "Die Ladys von Somerset" eines eurer Jahreshighlights werden.

"»Nicht jede Frau wartet darauf, dass ein Mann sich dazu herablässt, sie mit nichtssagenden Komplimenten oder Geschenken zu ködern. Manche Frauen erwarten mehr vom Leben« […]."

Was habe ich den Schlagabtausch zwischen der etwas weltfremden, aber ambitionierten Emma und dem vermeintlich oberflächlichen Lebemann
Mister Beauchamp genossen, der die auf Moral bedachte junge Frau mit seinen frechen Sprüchen und seinem anzüglich-lockeren Humor regelmäßig auf die Palme bringt!

"Der Dandy grinste. »Üben Sie schon für Ihre Laufbahn als Kurtisane? […] Wer hätte gedacht, dass Sie so temperamentvoll sind?«"

Ein weiteres Highlight für mich war der traumhaft angenehme, kenntnisreiche Schreibstil der Autorin, der mich dank authentischer, facettenreicher Figuren, stimmungsvoller Beschreibungen und durchwegs zeitgemäßer Wortwahl komplett in die Regency-Epoche eintauchen ließ!

Wenn ein Werk mich ganz im Stile Lady Whistledowns mit "werte Leserin" adressiert, muss ich vergnügt schmunzeln - und wenn es zudem mit dem gleichen Wortlaut wie mein absoluter Lieblingsroman beginnt - "Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass … " -, schlägt mein Austen-Herz natürlich sofort höher. Und tatsächlich entdeckte ich so einige Parallelen, sei es der zurückgewiesene Heiratsantrag, Kuppelversuche, das Theaterstück, dessen Proben herrlich unterhaltsam waren, Lady Fudge als störrische, reiche Tante oder der knuffelige Mops Muzzle, der von Lady Darlington vergöttert wird (Stichwort: Mr. Collins; Emma; Mansfield Park; Lady Catherine de Bourgh; Lady Bertram).

Mit viel Feingefühl beleuchtet die Autorin sowohl das düstere Thema Sklavenhandel sowie die damalige Rolle der Frau, ohne dem Werk dadurch einen deprimierenden Stempel aufzudrücken.

"»[…] Wenn ich mich verliebe, kann ich dem Mann keinen Antrag machen. Ich darf keinerlei Leidenschaft zeigen, um meinen Ruf nicht zu ruinieren, und muss warten, ob er dasselbe für mich empfindet oder nicht. Ich muss lächeln und meinen Blick senken, auch wenn ich viel lieber vor Wut brüllen oder vor Enttäuschung weinen würde, denn Gefühle sind nichts, was Frauen ausleben dürfen. Wir müssen sie unterdrücken, wo es nur geht. […]«"

Lady Darlington, so anstrengend ihre Art für ihr Umfeld sein mag, ist ein Unikat. Ich habe mich köstlich amüsiert, insbesondere im Hinblick auf ihren Versuch, Emmas Theaterstück umzuschreiben. Den Plot um Anthea, deren Mut ich bewunderte, habe ich geliebt - ein Hoch auf die wahre Liebe! Ihre Schwester, die wenig auf Etikette gebende, rebellische-schlagfertige Miss Frances Darlington gab mir enorme Eloise-Bridgerton-Vibes; noch während der Lektüre dachte ich bereits voller Freude an den Folgeband, "Die Ladys von Somerset – Ein Lord, die rebellische Frances und die Ballsaison", der im Januar 2023 erscheinen soll.

Fazit: 5 begeisterte Sterne!
Die Netflix-Bosse wären dumm, sich nicht schleunigst die Filmrechte an diesem tiefgründigen, von Regency-Flair sprühenden und mit allerlei unerwarteten Wendungen aufwartenden Roman zu sichern!