Rezension

Yeah!

SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze - Tim Curran

SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze
von Tim Curran

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1882 - zwei Männer sind in einer unheilvollen Nacht auf dem Weg nach Whisper Lake. Ihr Auftrag ist es, die Leiche von James Lee Cobb, einem gesetzlosen und sadistischem Mann, in die Minenstadt im Utah-Territorium zu bringen. Doch die Kutschfahrt wird zur Zerreißprobe für die beiden Männer, denn seltsame Geräusche dringen aus dem Sarg ...
Zur gleichen Zeit etwa trifft Tyler Cabe, seines Zeichens Kopfgeldjäger, ebenfalls in Whisper Lake ein. Er verfolgt einen brutalen Serienkiller, der schonungslos Frauen ermordet. Unverhofft trifft er hier auf seine alte Nemesis aus Bürgerkriegszeiten: Jackson Dirker, der als Sheriff von Beaver County Dienst tut.
Und dann geschieht Unfassbares, das sowohl Cabe als auch Dirker zum Handeln zwingt. Das Böse hat Einzug gehalten in Whisper Lake und das Sterben beginnt.

Leseeindruck

"Skin Medicine - Die letzte Grenze" ist ein Horror-Thriller, der mich komplett überzeugen konnte. Bisher hatte ich noch keines von Tim Currans Werken gelesen und wurde mit diesem Buch mehr als überrascht. Ich machte mich unvoreingenommen und nichtsahnend den Inhalt betreffend an die Lektüre und war sofort im Bann der Story. Curran hat einen sehr bildhaften und flüssigen Schreibstil, der die Handlungsorte und Charaktere vor dem geistigen Auge lebendig werden lässt. Man riecht, schmeckt und fühlt den Staub auf der Straße, das Mondlicht, das durch die Bäume sickert. Mehr als einmal hatte ich Gänsehaut beim Lesen und das will etwas heißen, lese ich doch gern und oft Horrorromane.

Besonders gelungen ist bei diesem Buch der Genre-Mix. Der Leser erlebt eine Mischung aus Western-, Horror- und Thrillerelementen gewürzt mit feinem Humor aber auch ernsten Untertönen die Themen Liebe, Freundschaft, Ehre, Verrat, Vergebung und Patriotismus betreffend. Diese Geschichte ist facettenreich und es gibt viel Tiefe zwischen den Zeilen. Dennoch verliert der Autor den roten Faden nicht und verbindet die einzelnen Handlungsstränge geschickt miteinander. Auch die Rückblicke in die Zeit des Sezessionskrieges (1861 - 1865) sind alles andere als langweilig und trocken. Indem wir mit Cabe einzelne Kriegserlebnisse teilen, werden diese Parts zur erlebten Geschichte. Mit dem "Sin City Strangler", dem Serienkiller, werden die Thrillermerkmale gekonnt in Szene gesetzt. Dessen Mordmethode ist nichts für schwache Gemüter. Curran lässt auch dem Themen Glaube und Aberglaube seinen Raum. Mormonentum, Schamanismus, Hexerei, Schwarze Magie, Dämonen, Riten und Geisterwelten bringen in ihrer Gesamtheit viel Mystik in den Roman ein. Eine Mischung, die funktioniert - trotz ihrer Komplexität.

Das Setting Whisper Lake ist perfekt. Die Minenstadt, die geprägt ist von der Ausbeutung durch drei Minengesellschaften. In ihr tummeln sich Prostituierte, Glücksspieler, Revolverhelden, Gesetzlose und Kleinkriminelle.

"Ein riesiger, menschlicher Bienenstock, in dem Fleisch und Blut so billig wie Wüstensand waren und die reichen Eigentümer und ihr schneeweißes Direktorium oben in ihren Spitzenämtern saßen, gebügelt und gestärkt und makellos. Die sich nie Gedanken darüber machten, wie viel Blut an ihren Händen klebte, denn das ließ sich immer abwaschen, und wenn es nur genug Geldscheine gab, sah man vor lauter Grün die Ozeane voller Rot nicht."

Curran entwickelt seine Figuren mit viel Feingefühl, lässt sie wachsen, gibt ihnen Makel und Eigenarten, die sie glaubwürdig und authentisch werden lassen. Der Kopfgeldjäger Cabe, ein Freigeist, der eine raue Schale aber einen weichen Kern hat und dem seine Selbstachtung über alles geht. Sheriff Dirker, ein kalter und mutiger Mann, der stets versucht, allem und jedem gerecht zu werden. Charles Graybrow, ein alter Indianer, der trotz seiner Fehler ein aufrechter und stolzer Mann ist. Sie alle haben ihre Ecken und Kanten, sind aber gerade deshalb umso sympathischer.

"Skin Medicine - Die letzte Grenze" sprüht nur so vor Ideenreichtum, Spannung, Action, Horror und Humor. Ja richtig gelesen: Humor. Curran lässt herrlich feine sarkastische Töne in seine Story einfließen. Immer wieder aber gerade so viel, dass es funktioniert ohne überzogen zu wirken. Pointiert und akzentuiert sind die richtigen Wörter hierfür. Das macht nicht nur Spaß, sondern auch süchtig - ich liebe es.

"Die Hölle hatte angeklopft ... und irgendein Idiot hatte sie hereingelassen."

Fazit

WANTED: Ein gelungener Genre-Mix mit Spannung, Action, gut ausgebauten Charakteren und wohl dosiertem Humor. REWARD: Eine Atmosphärische Horrorstory mit vielen Facetten und einem hohen Unterhaltungswert.
Absolut lesenswert.