Rezension

Zerbrechlicher Beziehungsreigen

Das glückliche Paar
von Naoise Dolan

Bewertet mit 3.5 Sternen

 Der Waterford-Schwan, den die Pianistin Celine in Naoise Dolans Roman "Das glückliche Paar" an ihrem Hochzeitstag beim Klavierspiel zerbricht, ist schon ziemlich symbolisch. Denn Schwäne haben üblicherweise zu ihrem Partner eine lebenslange Bindung. Celines Verlobter Luke hingegen war schon auf der eigenen Verlobungsfeier plötzlich verschwunden. Trotzdem halten die beiden ein Jahr an ihren Hochzeitsplänen fest.

Freunde und Ex-Partner*innen, was mitunter auf dasselbe hinauskommt, sind wie ein Chor in der griechischen Tragödie mit ihren Kommentaren, ob und warum nicht Celine und Luke heiraten sollten. Reicht Liebe für ein ganzes Leben? Vor allem, wenn der eine eigentlich kein Mensch für Beziehungen ist und die andere alles ihrem Klavierspiel unterordnet?

Dass nicht nur Braut und Bräutigam, sondern auch die Mehrheit des Freundeskreises queer sind und die mögliche Partnerwahl sich dabei noch mal multipliziert, macht es nicht einfacher. Es ist ein zerbrechlicher und gleichzeitig dynamischer Beziehungsreigen, der sich nicht nur aus der Sicht von von Luke und Celine, sondern auch aus der Perspektive von Celines Schwester sowie Lukes Mitbewohnerin und Mitbewohner aus Uni-Zeiten (mit beiden hatte er etwas) in dem Buch entfaltet. Während der Countdown für die Hochzeit läuft, wächst die Nervosität. Glücklich bin ans Ende ihrer Tage, oder ist alles ein Riesenfehler?

Sollen, ja können Celine und Luke heiraten? Was wird überhaupt von Ehe und Beziehung erwartet, und welche Ansprüche stellen Liebende aneinander? Bedeutet eine Beziehung Erfüllung oder Beschneidung von Freiheit? Kann man sich überhaupt für einen einzigen Menschen entscheiden? In der Verlagsankündigung wird Dolans Roman als Sittengemälde ihrer Generation bezeichnet, als Porträt moderner Beziehungen. Dabei geht es doch letztlich um Fragen, Zweifel und Gefühle, die nicht auf die Gen Z beschränkt sind (auch wenn die das vielleicht glaubt). 

"Das glückliche Paar" seziert den Gefühlswirrwarr genau beobachtend und mit humorvoller Anteilnahme. Auch die konventionelleren Nebenfiguren wie Celines Onkel und Tante sind liebevoll gezeichnet.