Rezension

zu langwierig

Der Winterpalast
von Eva Stachniak

Bewertet mit 1.5 Sternen

Beschreibung:

St. Petersburg im 18. Jahrhundert: geheime Gänge, verdeckte Türen, dunkle Nischen. Als die Waise Warwara als Dienstmädchen in den Winterpalast kommt, lernt sie schnell, sich ihre Verschwiegenheit und ihren aufmerksamen Blick zunutze zu machen. Sie wird zu einer der wichtigsten "Spioninnen" im Palast. Als die junge Sophie von Anhalt-Zerbst, die spätere Katharina die Große an den Hof kommt und auf dem Weg zur Macht eine Verbündete braucht, wird Warwara ihre engste Vertraute. Schließlich erklimmt Katharina den Zarenthronaus der unerfahrenen Fremden wird eine der mächtigsten Frauen ihrer Zeit.

Meine Meinung:

Die Rezension bezieht sich auf das Hörbuch zu diesem Roman.

Es handelt sich um einen sehr realistischen historischen Roman. Die Erzählung erinnerte mich stilistisch zunächst an die Buddenbrooks. Natürlich spielen die Geschichten in anderen Epochen, jedoch haben sie einen ähnlichen Erzählrhythmus bzw. –stil. Die Orts- und Personenbeschreibungen sind überaus detailliert und können mit der Zeit etwas anstrengend werden. 

Die Sprache ist der Zeit und dem Hintergrund des Romans angepasst und entsprechend gut umgesetzt. Bezüglich der Authentizität gilt es festzustellen, dass diese äußerst gelungen ist. Der Leser fühlt sich unmittelbar ins 18. Jahrhundert versetzt. Die Sprache, der Erzählstil und die Handlungsweisen der Charaktere tragen viel dazu bei.

Die Protagonistin wirkt intelligent und freundlich. Man ist immer wieder erstaunt, wie geschickt sie Situationen zu ihrem Vorteil wenden kann. Sie tritt als selbstbewusste und gerissene junge Frau auf, die Menschen überaus gut durchschauen kann und dadurch Privilegien erzielt und Menschen gegeneinander ausspielt. Jedoch ihre ehrliche Art ihren Vertrauten gegenüber lässt sie liebenswürdig erscheinen. 

Der Roman beinhaltet viele Intrigen, geheime Absprachen, Bündnisse und Zwietracht. Man ist in der Lage hinter die Kulissen des Königshauses zu schauen und die ganze Missgunst aus erster Hand zu erfahren.

In Teilen zieht sich die Handlung sehr. Am Beginn habe ich immer gehofft, dass sich lediglich die Einleitung mit der Vorstellung der Personen und Handlungsorten so zäh gestaltet. Leider war das nicht der Fall. Meiner Ansicht nach ist die ganze Geschichte sehr langwierig erzählt. Spannung konnte kaum aufkommen. 

Insgesamt kann man festhalten, dass es eine äußerst authentisch erzählte Geschichte ist, welche die historische Wirklichkeit gut widerzuspiegeln versucht, die allerdings nur wenig Spannung bereithält und sich dadurch zu einer langwierigen Story entwickelt. Die Protagonistin fällt zwar recht positiv auf, was aber die schwächen im Erzählstil der Geschichte nicht kompensieren kann. Äußerst historisch begeisterten Lesern vermag dieser Roman unter Umständen mehr Freude zu bereiten.