Rezension

Zu Unrecht zum Tode verurteilt?

VITA -

VITA
von Christina Dalcher

Bewertet mit 4 Sternen

Im US-Bundesstaat Virginia: Justine Callaghan, leitende Staatsanwältin, hat einst mit der VITA-Bewegung federführend die Todesstrafe revolutioniert. Nur ein Mal hat sie das Urteil verhängt und damit ihr eigenes Leben verpfändet. Doch falls der Verurteilte unschuldig war, muss sie selbst auf den elektrischen Stuhl. Als plötzlich ein neuer Beweis auftaucht, hat Justine, alleinerziehende Mutter eines Sohnes, mit den tödlichen Konsequenzen zu rechnen…

„Vita“ ist ein Roman von Christina Dalcher.

Meine Meinung:

Der Roman gliedert sich einerseits in 46 kurze Kapitel, die in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Justine erzählt werden. Andererseits gibt es dazwischen zusätzliche Kapitel, in der Ich-Perspektive aus der Sicht eines Insassen des Todestraktes. Erzählt wird grundsätzlich in chronologischer Reihenfolge, jedoch mit diversen Rückblicken.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman angenehm. Der Schreibstil ist unspektakulär, aber anschaulich, atmosphärisch und bildhaft. 

Justine ist eine interessante, wenn auch nicht durchweg sympathische Protagonistin. Sie und weitere Charaktere sind in sich schlüssig dargestellt. Viele der Figuren bleiben über weite Teile undurchsichtig und etwas vage, was allerdings der Story geschuldet ist.

Inhaltlich geht es vor allem um die moralischen Aspekte der Todesstrafe. Ein reizvolles Thema, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Die Idee, dass bei solchen Urteilen im Falle eines Irrtums jemand mit seinem oder ihrem Leben haften muss, ist kreativ und innovativ. Bis auf kleinere Details hat mich die Umsetzung überzeugt.

Auf den mehr als 300 Seiten ist die Handlung größtenteils spannend und abwechslungsreich. Durch die Zeitsprünge und einige Unklarheiten verliert sie im Mittelteil etwas an Fahrt. Das letzte Drittel hat mich dank überraschender Wendungen und Enthüllungen jedoch wieder einfangen können.

Der deutsche Titel weicht stark vom englischsprachigen Original („The Sentence“) ab, das ich passender finde. Das stilisierte, reduzierte und stimmungsvolle Cover gefällt mir hingegen gut.

Mein Fazit:

Mit „Vita“ ist Christina Dalcher ein unterhaltsamer und überwiegend spannender Roman zu einem wichtigen, kontroversen Thema gelungen. Eine lesenswerte Geschichte.