Rezension

Zum Schmunzeln

Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte - Mikael Bergstrand

Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte
von Mikael Bergstrand

Bewertet mit 4.5 Sternen

Göran Borg ist ein Gewohnheitstier. Seit 25 Jahren arbeitet er in der gleichen Firma - bis er seinen Job verliert. Eine Phase von Einsamkeit und Tonnen von Eis beginnt, aber sein bester Freund Erik will ihn aus seinem Loch holen und überredet ihn zu einer Gruppenreise nach Indien. Für den Schweden geht dort alles schief: Das ungewohnte Essen macht ihn krank, der Gestank der Stadt ist kaum auszuhalten und dann verliert er auch noch den Anschluss an seine Reisegruppe. Mithilfe des Textilhändlers Yogi, bei dem er vorübergehend wohnen darf, lernt Göran Borg das Land doch noch kennen und lieben - und stellt sich seinen "inneren Dämonen" (wie sie von Yogi bezeichnet werden).

"Der Fünzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte" klingt verdächtig nach nach dem schwedischen Bestsellerautor Jonas Jonasson ("Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand", "Die Analphabetin, die rechnen konnte"). Tatsächlich kommt auch Mikael Bergstrand aus Schweden, der ungewöhnliche Titel im Stile eines Jonas Jonasson kam allerdings erst in der deutschen Übersetzung zustande. Der Titel klingt lustig und passt auch gut zum Genre, verspricht meiner Ansicht nach aber etwas zu viel. Wer tiefgründige Sinnfragen und die Antworten auf eben diese erwartet, der ist hier falsch. Passender wäre "Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und den Ausweg aus seiner Schaffenskrise fand".

Der Roman ist etwas zum Schmunzeln. Die beschriebenen Begebenheiten sind sehr skurril, aber obwohl natürlich alles erfunden ist, wirkt es nicht zu unrealistisch. Auch die Figuren sind äußerst unterhaltend. Yogi, der Textilhändler und Görans bester Freund in Indien, erklärt dem Schweden das indische Leben, wobei sich diese Erklärungen aller westlichen Logik entzieht. Auch seine naiven Versuche Görans Liebesleben zu erklären sind sehr amüsant. Yogis Mutter dagegen hat wenig Humor, wodurch ein interessanter Mutter-Sohn-Kontrast geschaffen wird. Es wird nie langweilig, da immer etwas neues passiert. Mit Delhi hat sich Mikael Bergstrand den perfekten Handlungsort ausgesucht; die Mischung aus der fremden Kultur und der Großstadt, in der immer etwas passieren kann, ist einfach perfekt.

Im Laufe des Romans macht der Protagonist Göran Borg eine interessante Entwicklung durch. Abgesehen davon, dass er sich nach und nach an die Stadt und die indische Kultur gewöhnt, merkt der Leser, wie er sich nach einer langen Zeit von seiner Exfrau loseisen kann, seine Arbeit wieder schätzt und sich seinen "Dämonen" der Vergangenheit und der Gegenwart stellt. 

"Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte" ist eine lustig-leichte Sommerlektüre mit interessanten Charakteren, skurrilen Erlebnissen und  Einbklicken in eine fremde Kultur, die durchaus einen Blick wert ist.