Rezension

Zweite erste Liebe

Heimwärts über das Eis - Gunilla L. Persson

Heimwärts über das Eis
von Gunilla L. Persson

Auf Hustrun, einer kleinen und abgelegenen Insel im Stockholmer Schärengarten, lebt Ellinor Ingman mit ihrem alten, griesgrämigen Vater. Nach dem Tod der Mutter ist Ellinor die Frau im Haus und pflegt ihren gebrechlichen Vater. Ihr Leben verläuft ruhig und einsam, und obwohl die düstere Vergangenheit auf der Insel fast gegenwärtiger scheint als die Gegenwart selbst, fühlt sich Ellinor der Insel und dem Meer zutiefst verbunden. Anstelle ihres Vaters fährt sie nun die Feriengäste mit dem Wassertaxi durch die Schären, für die Sommergäste ist sie die gute Seele, bei der man alles ausleihen kann, was man selbst vergessen hat.

Nach einem langen, dunklen Winter schickt die Sonne erste Frühlingsbotschaften und verdrängt langsam Eis und Kälte. Genauso ergeht es Ellinor, als nach fast 40 Jahren Herrman Engström auf die Insel zurückkehrt, ihre einstige große Liebe. Vage Erinnerungen und verdrängte Gefühle erwachen zögerlich, so wie die Natur allmählich wieder aus der Winterstarre erwacht. Doch aus welchen Gründen hat Herrman die Insel damals verlassen? Und weshalb kann sich Ellinor an kaum etwas erinnern?  Erst nach und nach erschließt sich dem Leser, warum ihre erste Liebe keine Chance hatte.

Das rauhe und karge Leben hat die Inselbewohner geprägt. So wirkt auch Ellinor zuweilen harsch und kantig, gleichzeitig aber auch unsicher und verletzlich. Poetisch und berührend wird beschrieben, wie Herrman und Ellinor sich behutsam und in kleinen Schritten einander annähern und wie sie eine Chance für eine zweite erste Liebe bekommen.

Eine berührende Geschichte, ein lesenwerter Roman!