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Das etwas andere Interview

Interview mit Marion, äh, Tanya Carpenter

Das etwas andere Interview - hier plaudern Protagonisten über ihre Autoren :)

Willkommen, nimm Platz küsschen küsschen bitte bedien dich doch an den Keksen und der Milch. Und wenn wir fertig sind, zeige ich dir meine Schuhsammlung – wenn das kein Anreiz ist?

Hach, da muss ich ja gleich vor den eigentlich Fragen schonmal drauflos plappern. Schuhe?! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Becky doch gleich mitgebracht. Schuhe sind ihr Leben. Ist ja klar, als Schuhverkäuferin. Oh, da wäre aber jemand ins Schwärmen gekommen. Na sowas, na sowas. Da werde ich viel zu berichten haben. *haha!*

 

1. Stell uns Tanya Carpenter doch erst einmal kurz vor.

Also Tanya ist ein ganz liebes und auch kluges Mädchen. Mit einem großen Herzen für ihre Lieben – sowohl zwei- als auch vierbeinig. Und so vielseitig – in der Schreibei und in allem, was sie interessiert. Also ich wüsste vermutlich kaum mehr, wo mir der Kopf steht, wenn ich soviel unter meinem pinken Bubikopf haben müsste. Aber bei Tanja ist das fast schon der ganz normale Wahnsinn ... äh ... Alltag wollte ich natürlich sagen. Wenn sie dabei nur nicht ständig dazu neigen würde, sich selbst zu überfordern. Kennt kein Ende, leider. Ich sag ja immer, ab und zu muss man sich eine Auszeit nehmen. Aber bei allem, was sie um die Ohren hat, ist das natürlich schwierig. Ich glaub ja fast, dass sie mit der Chefetage von J&L ltd. Irgendeinen Deal laufen hat, dass ihr Tag mehr Stunden bekommt als im Normalfall zulässig. Anders wär das gar nicht zu stemmen. Das Büro, Haus und Garten, die Pferde, die Hunde und dann muss sie sich auch noch mit diesen ganzen Charakteren herumschlagen, die nie das tun, was sie eigentlich sollen, immer ihren Kopf durchsetzen wollen – oder mit selbigem durch die Wand – und ihr ein ums andere Mal den Schlaf rauben. Manchmal ist sie wirklich nicht zu beneiden. Aber sie liebt das. Ich denke, ohne das alles wäre sie kreuzunglücklich.

 

Und Schuhe? Liebt sie Schuhe?

 

Tanya nicht so. Das soll einer verstehen. Als Frau und dann keine Schuhe lieben. Ich könnte ja an keinem Schuhgeschäft vorbeigehen, aber bei Tanya sind die Dinger einfach nur Mittel zum Zweck und müssen praktisch sein. Zuhause läuft sie ohnehin nur barfuß, Sommer wie Winter. Egal, wie oft man sie ermahnt, dass sie sich einen Schnupfen holt. Wenn sie rausgeht, trägt sie privat Turnschuhe, Stallschuhe, Wanderstiefel oder Reitstiefel. Alles wenig elegant. Nur im Büro darf es ein wenig vornehmer sein. Und auf Lesungen manchmal sogar richtig edel. Da wird auch mal der High Heel ausgepackt. Trotzdem ist ihre Schuhsammlung derart überschaubar ... die gesamte Anzahl würde ich an einem Tag kaufen.

 

2. Was denkst du über Tanya, wie findest du sie? Gibt es etwas, was du besonders toll an ihr findest, wofür du sie beneidest? Oder etwas, was du so gar nicht leiden kannst?

Ich beneide sie gewiss nicht für ihr Leben, obwohl ich es schon bewundere. Das geht vielen so, das bekommt sie oft zu hören. Wie toll es alle finden, was sie so alles treibt und dabei so selten gestresst wirkt. Dabei ist sie sehr oft sehr gestresst, sie zeigt es nur nicht. Und das liebe ich so an ihr. Dass sie es niemals an anderen auslassen würde, wenn es ihr nicht gut geht. Ohhh, sie hat ein aufbrausendes Temperament. *hoho* Das ja. Zum Feind will ich sie nicht haben. Aber sie bleibt fair und sachlich, das muss ich ihr lassen. Was ich gar nicht mag ist ihre Arbeitssucht und ihr Perfektionismus. Sie tut sich schwer damit, Dinge auch mal loszulassen und anderen zu überlassen. Dann hat sie eher noch ein schlechtes Gewissen dafür. Das treibt mich manchmal zur Weißglut. Sie ist so unvernünftig dann. Und macht sich selbst viel zu viel Druck. Aber da kann man ja reden, wie man will, in dieser Hinsicht ist sie komplett taub und blind. Sie ist halt eine Kämpferin und Träumerin gleichermaßen. Ich denke, am glücklichsten ist sie wirklich, wenn sie mit ihren Tieren in der Natur unterwegs ist oder in ihren Geschichten in ferne, fremde Welten eintauchen kann.

 

3. Du verbringst doch viel Zeit mit ihr, was tut sie, wenn sie nicht schreibt?

Wenn sie nicht gerade im Büro ihrem Broterwerb nachkommt, ist sie außerhalb der Schreibzeit meist mit Hund und/oder Pferd (beides in der Mehrzahl) in der freien Natur unterwegs. Oft ist die Kamera dabei mit im Gepäck. Natürlich kommt sie auch ihren Pflichten in Haus und Garten nach, sowas will ja gepflegt sein. Und ab und zu gönnt sie sich mal ein wenig Lesezeit. Aber dabei zünden dann auch schon wieder all die vielen Synapsen für neue Ideen und Inspirationen. Neuerdings sogar wenn sie Fachliteratur liest, weil sie nämlich klammheimlich an ein paar Hundebüchern arbeitet. Kürzlich hat sie sogar ein paar Artikel im renommierten Wolf Magazin von Elli H. Radinger veröffentlicht. Über den Wolf in Mythologie und Fantasie. Bezaubernd, nicht? Ich sag ja, es gibt fast nichts, was sie literarisch nicht ausprobiert. Aber wir waren ja bei der Freizeitgestaltung. Nun ja, das ist bei ihr immer so schwer zu trennen. Denn was sie tut, tut sie mit Liebe und Hingabe. Sie hört für ihr Leben gern Musik und sieht auch gelegentlich mal fern. Filme, Dokus, Serien – die ganze Bandbreite. Home-TV ist ihr lieber als Kino. Überhaupt geht sie ungern weg, weil sie Menschenmengen gar nicht mag. Sie ist eher der stille Typ – für die Einsamkeit oder die kleinen Kreise. Dabei merkt man ihr das gar nicht so an, wenn man sich mit ihr unterhält.

 

4. Hat sie ein Vorbild? Schriftstellerisch oder auch im »normalen« Leben? Und wie sieht es mit dem Kleiderschrank aus, ist er ordentlich?

Ein Vorbild im klassischen Sinn hat sie nicht. Sie mag verschiedene Autoren aus verschiedenen Genre, aber sie ist doch auch recht eigensinnig in ihrem Tun. Ordnung? Oh je, oh je. Ich sag's mal so: In manchem ist sie Leo gar nicht unähnlich. Die beiden sind Genies darin, das Chaos zu beherrschen, aber in geregelten Strukturen verlaufen sie sich wie in einem Irrgarten. Sie hält zwar im Gegensatz zu Leopold Ordnung, macht regelmäßig sauber und hat zumindest eine grobe Sortierung ihrer Kleidung im Schrank, aber für einen Außenstehenden steckt nicht wirklich System dahinter. Trotzdem weiß sie immer, wo alles ist. Was sehr chaotisch ist, ist ihr PC. Unzählige Dateien in einem sehr eigenwilligen Ordnersystem gespeichert. Aber jeder so, wie er am besten klarkommt. Nein, man muss schon ehrlich sagen, sie ist ein kleiner Chaot. Obwohl sie wiederum sehr pingelig sein kann, wenn sie sauber macht. Dann muss aber hinterher auch alles piccobello sein. Nur die Vorgehensweise hat nicht immer System – oder so gesagt: sie hat sicher System, dieses erschließt sich nur keinem anderen. Aber ich schweife ja schon wieder ab. Hach, entschuldigung, das ist einfach mein Naturell. Also Vorbilder: Als Autorin wohl am ehesten Diana Gabaldon und Anne Rice. Privat: Sehr klassisch. Ihre Eltern. Die sind beide ihre großen Vorbilder und ein sehr wichtiger Fixpunkt in ihrem Leben.

 

5. Gibt es Rituale, die Tanya beim Schreiben anwendet? Das Hören bestimmter Musik oder vollkommene Stille, etwas bestimmtes zu Essen, das in Reichweite stehen muss?

Musik und Tee! Ohne geht kaum was. Lieber dunkel als hell – also lieber Abend/Nacht als heller Tag. Ab und zu mal einen Rotwein, wenn es gerade vampirisch zugeht. Ansonsten ist sie sehr flexibel. Es kann auch Musik und Fernseher gleichzeitig laufen und die Art der Musik variiert stark. Nach Stimmung, Thema, Szene. Sie stellt sich am Computer sogar Musiklisten passend zu Projekten zusammen. Was sie überhaupt nicht mag, sind Störungen. Wenn sie richtig im Fluss ist, sollte man sie besser nicht herausreißen.

 

6. Wie hast du sie kennengelernt? Details, wir brauchen Details ...

Ohhh! Tja, da muss ich mich leider outen. Das war glaube ich gar nicht so freiwillig von Tanjas Seite aus. Aber sie hatte keine Wahl. In ihrem Plot war ich ja gar nicht vorgesehen. Nicht ihre Schuld, denn sie konnte ja nicht wissen, dass ich mit Leo schon seit Jahrhunderten engst befreundet bin. Und als sie dann so mit Becky und Leo in diesem fragwürdigen Büro stand ... tatataaaa ... es hatte etwas von den Posaunen an sich, die Beckys Inanspruchnahme ihres Schwertes begleiteten. Ich kam wirklich wie ein Paukenschlag über die ärmste Tanya. Zack! Da war ich. Und plapperte munter drauflos und Tanya wusste gar nicht wohin sie auf die Schnelle flüchten sollte. Das war dann aber zum Glück auch gar nicht nötig, denn wir haben uns von Anfang an ganz wunderbar verstanden. Gott, was haben wir abendelang bei British-Teatime zu später Stunde zusammen auf dem Sofa vorm Kamin gesessen und geplaudert. Ich hatte ja soviel zu erzählen über den guten Leo und seine Vergangenheit. Fand Tanya alles sehr interessant. Und wie das so ist, wenn die Mädels einmal ins Plaudern geraten ... wir kamen vom Hölzchen auf Stöckchen. So haben wir uns richtig gut kennengelernt. Und immerhin, manchmal fragt sie mich um Rat. Auch wenn es längst nicht mehr um den „bissigen Schuh" geht. ;-)

 

7. Weißt du, ob es bei ihr immer so ist, oder ist es bei anderen Geschichten und deren Charakteren anders abgelaufen ist?

Das ist sehr unterschiedlich. Manche sind so dreist wie ich und überfallen sie, andere sind deutlich höflicher und zurückhaltender, nähern sich nur langsam und brauchen eine Weile, um Vertrauen zu fassen. Wieder andere sind subtil bis manipulativ. Andere treffen ganz zufällig mit Tanya zusammen. Und manchmal ist es auch eine unbewusste Suche nacheinander. Jedenfalls hat alles seine Zeit und alles seinen Sinn. Ich weiß, dass es auch schon Charaktere gab, mit denen sie erstmal gar nicht warmwerden wollte. Oder konnte. Das brauchte dann viel Geduld und Einfühlungsvermögen, behutsame Gespräche, ja fast schon eine Art Therapiesitzung auf der Couch, wenn du verstehst, was ich meine. Die meisten von uns haben aber eines gemeinsam. Wir sind sehr eigenwillig und treiben Tanya hin und wieder in den Wahnsinn, weil wir nicht tun, was wir sollen, sondern die Geschichte ständig nach unserem eigenen Plan umgestalten. Aber sie liebst uns alle, jeden einzelnen. Egal ob Prota- oder Antagonist.

 

8. Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir? Was macht dich für Tanya so besonders?

*hahahaaaaa* Ich denke, wir sind uns einfach sehr ähnlich. Natürlich nicht äußerlich. Und Tanya legt nicht halb soviel Wert auf Mode und Trends wie ich. Aber wir reden beide wie uns der Schnabel gewachsen ist. Wir kümmern uns beide um die, die uns am Herzen legen. Wir lassen uns beide ungern anmerken, wenn es uns nicht gut geht. Gehen die Dinge lieber selbst an, als sie anderen aufzubürden und ... upps! Hab ich mich jetzt etwa verplappert? Eben hab ich Tanya dafür noch getadelt und nun geb ich unumwunden zu, dass ich nicht besser bin. Aber ja, das ist die Wahrheit. Wir sind uns dahingehend sehr ähnlich und stehen uns darum auch recht nah. Ich denke, ich bin der schrille Teil in ihr, den sie niemals nie nach draußen lassen würde. Aber tief drin schlummert er eben doch und mit mir hat sie eine Art Ventil gefunden, auch das auszuleben.

 

9. Werfen wir doch einen Blick in die Kristallkugel: Was hält die Zukunft für Tanya Carpenter bereit? Wie sieht der momentane Stand ihrer Arbeit aus? Gibt es bald etwas Neues zu lesen?

Das will ich wohl meinen und hoffen, dass es da bald was neues gibt. Auf jeden Fall ist ja jüngst ihr erstes Kinderbuch als ebook erschienen. „Die Decoxe – Waldgeschichten und andere Abenteuer". Hach, das ist ein Spaß für Groß und Klein. Dann wird es in Kürze ein erstes Hundefutter-ebook geben. „Die Alchemie der Hundefütterung". Und dann arbeitet sie natürlich momentan mit Hochdruck am „Sommermond", der ja im Oldigor-Verlag erscheinen wird. Die vielen anderen kleinen und großen Baustellen erwähne ich hier erstmal nicht. Aber soviel sei gesagt: Die Leser dürfen sich noch auf einiges gefasst machen.

 

10. Ein herzliches Dankeschön an Marion für die Beantwortung der Fragen. Für die letzte Frage möchte ich der Autorin selbst eine Gelegenheit geben, noch etwas loszuwerden, bzw. vielleicht auch etwas richtigzustellen, was von Marion gesagt wurde.

Die Plaudertasche von einem Werwolf hat ja mal wieder kein Blatt vor den Mund genommen. Aber so kenne und liebe ich sie. Es gibt wenig, was ich hier hinzufügen könnte, denn sie hat mich und mein Arbeiten schon ziemlich exakt so geschildert, wie es ist. Was ich vielleicht noch zur Frage der Charaktere ergänzen könnte: Ich liebe meist meine „bösen Jungs". Nicht die wirklichen Gegenspieler, aber die, die nicht so recht einzuordnen sind. Die eine dunkle Seite haben und dennoch auch ein Herz. So wie Lucien, Dracon oder Blue aus meiner „Ruf des Blutes-Serie". Bei „Mit Schuh, Charme und Biss" war ja eigentlich Leo selbst ein bisschen Antiheld. Und ich bin jetzt schon sehr verliebt in Proud. Auch wenn ich noch nicht verrate, wo der Leser ihm in der Zukunft begegnen wird. Nur soviel: Er sieht verdammt gut aus, hat verdammt wenig Moral und wird es mit der Heldin der Geschichte nicht leicht haben.

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Kommentare

Streiflicht kommentierte am 17. Februar 2014 um 18:46

toller, unterhaltsamer artikel!

coala kommentierte am 18. Februar 2014 um 08:31

Schöner Artikel. sehr unterhaltsam :)
Macht auf jeden Fall Lust drauf, sich die Bücher mal etwas genauer anzusehen...