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Ursula Poznanski und Arno Strobel in Dortmund

Mein Bericht zur Lesung

Ursula Poznanski und Arno Strobel in der Mayersche Buchhandlung Dortmund, 03. November 2015

Am Dienstag waren Arno Strobel und Ursula Poznanski in der Mayerschen Buchhandlung in der Dortmunder Innenstadt zu Gast, um dort ihr neues gemeinsames Buchprojekt "fremd" vorzustellen. Ich war dabei und möchte euch ein wenig davon berichten - außerdem könnt ihr ein signiertes Buch gewinnen.

Am Dienstag waren Arno Strobel und Ursula Poznanski in der Mayerschen Buchhandlung in der Dortmunder Innenstadt zu Gast, um dort ihr neues gemeinsames Buchprojekt "fremd" vorzustellen.

Da es sich für mich - wie auch bei drei der vier anderen Lesungen in der Mayerschen, die ich in dieser und der letzten Woche besucht habe - kaum gelohnt hätte, nach der Uni noch einmal nach Hause zu fahren, nur um dann nicht einmal eine Stunde später wieder Richtung Innenstadt aufzubrechen, hatte ich die Zeit vor der Lesung mit einem kleinen Abendessen to go, einem Bummel durch die (sich immerhin über drei Etagen erstreckende) Buchhandlung und einer gemütlichen Lesestunde auf den bequemen Klappsesseln vor der Bühne verbracht, was mir gleichzeitig einen Erste-Reihe-Streber-Platz bei der tatsächlich sehr gut besuchten Lesung verschafft hatte. 

Zunächst stellte eine Mitarbeiterin der Mayerschen Buchhandlung die beiden Autoren und das gemeinsame Buch kurz vor, wobei sie dem Publikum (dem Klappentext entsprechend) verriet, dass es in "fremd" um eine Frau gehen wird, die sich nicht an den Mann erinnert, der eines abends in ihrer Wohnung vor ihr steht und behauptet ihr Verlobter zu sein. Auch er muss jedoch feststellen, dass in dem Haus nichts auf seine Existenz hindeuetet. Beide werden in dieser verwirrenden Situation erfahren, dass sie in tödlicher Gefahr schweben und zusammen halten müssen, wenn sie dieser entrinnen wollen...

Zum Einstieg begrüßte dann Ursula Poznanski das Publikum und erzählte, man habe festgestellt, dass die beiden ihr Buch zum ersten Mal im Ruhrpott präsentierten - ob man überhaupt "Ruhrpott" sagen dürfte? Da war sich die Wienerin unsicher - die einhellige Meinung des Publikums: Natürlich darf man! Außerdem gestand sie, die Dortmunder Wirtschaft an diesem Tag schon angekurbelt zu haben - die beiden waren shoppen...
Arno Strobel witzelte anschließend, dass man für die erste Ruhrpottveranstaltung nun vom normalen Plan abweichen würde und statt der ersten beiden Kapitel gleich das ganze Buch vorlesen würde - bei verschlossenen Türen. Nach der Signierstunde könnte man die Veranstaltung dann bei einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen beenden.

Diesem netten Vorschlag, den ich aber sicherlich zu neunzig Prozent in meinem bequemen Sesselchen verschlafen hätte, kamen die beiden Autoren dann doch nicht nach, sondern lasen, wie angekündigt, die ersten beiden Kapitel, die die Situation des ersten Aufeinandertreffens zuerst aus Sicht der Frau und dann noch einmal aus der Sicht des Mannes schilderten. Der Lesevortrag war sehr unterhaltsam, allerdings war ich persönlich auch beruhigt, als Arno Strobel anschließend versicherte, dass sich die Kapitel zwar weiterhin in diesen beiden Perspektiven abwechseln würden, aber von nun an nicht mehr die gleichen Situationen sondern immer eine fortlaufende Handlung beschreiben würde.

Bei der anschließenden Fragerunde war eine Frage erwartungsgemäß die erste: "Wie kam es denn zu dem gemeinsamen Projekt?" 
Laut Ursula Poznanski ist die Idee mehr oder weniger zufällig entstanden, als sie und Arno Strobel einen Abend der Leipziger Buchmesse gemeinsam bei einer Flasche Wein (oder auch zwei) an der Bar ausklingen ließen und sich übers Schreiben unterhielten. Ein Buch zu zweit zu schreiben, wie Kollegen das gelegentlich tun, war für beide eigentlich überhaupt nicht vorstellbar. Poznanski bezeichnete sich als "kompromisslos", wenn es um ihre Bücher geht und ihr war der Gedanke, ähnlich wie auch Arno Strobel, "ganz und gar unsympathisch", dass ein zweite Autor auf Augenhöhe genauso da Recht hätte in den gemeinsamen Texten "herumzupfuschen".

Doch dann, als der Abend länger und die Flasche Wein (oder die zwei Flaschen) leerer wurden, fand man dann doch Ausnahmen - zum Beispiel, wenn die Geschichte von zwei unterschiedlichen Stimmen profitieren würde, die sich auch unterscheiden dürften. Und eine Woche nach diesem verhängnisvollen Buchmesse-Abend schickte Ursula Poznanski Arno Strobel das erste Kapitel...

So schrieben sie abwechselnd - wenn man den Neckerein der beiden Glauben schenkt, Poznanski immer etwas zügiger und pünktlicher - und genossen auch das Schreiben ohne Deadline, einfach zum Spaß, bis sie bereits 80 Seiten zusammen hatten, ihnen ein Schluss für die Geschichte eingefallen war und sie das bisherige Werk doch recht lesenswert fanden. Sie schickten es ihren Agenten, bekamen einen Verlagsvertrag und hatten plötzlich doch eine Deadline und ... kurz durchgerechnet ... im Schnitt nur noch wenige Tage pro Kapitel Zeit.
Im Publikum kam daraufhin auch die Frage auf, warum die beiden Autoren das Projekt nicht erst ohne diesen Termindruck beendet hätten? Die Antworten waren recht einleuchtend: Beide arbeiteten nebenbei noch an jeweils einem Erwachsenen- und einem Jugendbuch. Nebenher und nur zum Spaß ein ganzes Buch zu schreiben, ohne zu wissen, was aus dem Projekt wird, sei bei einem solchen Pensum zeitlich schwierig.
 Bevor sie nun allerdings weiter abwechselnd ihre Kapitel schrieben, trafen sie sich in Hamburg (ansonsten lebt Strobel bei Trier und Poznanski in Wien) und plotteten jedes der anvisierten 50 Kapitel in ein bis zwei Sätzen kurz durch, um beim anschließenden Schreiben Struktur und einen Leitfaden zu haben.

Insgesamt merkte man beiden an, dass sie Spaß beim gemeinsamen Schreiben hatten. Aktuell arbeiten sie schon an ihrem zweiten Projekt dieser Art. Auch in dem neuen Werk, so viel verrieten sie schon, würde es wieder zwei Ich-Erzähler geben und Poznanski die Frau, Strobel den Mann schreiben. Des Weiteren verlasen sie sehr amüsante Passagen aus ihrem Mail-Wechsel, angefangen bei einer ungeduldigen Poznanski, die ihren Kollegen auf die Verspätung seines Kapitels aufmerksam machte, beantwortet von diversen kreativen Ausreden des Unpünklichen, der von einem Virus auf dem Computer über seine die Manuskript-Seiten fressenden Katzen bis hin zu einem Einbruch in die Bücherei, um das gerade zurückgegeben Buch mit den darin vergessenen Kopien wiederzubeschaffen, nichts ausließ. Diese kleinen Frotzeleien der beiden waren wirklich zum Todlachen.

Wichtig war es beiden noch zu betonen, dass sie sich als Schriftsteller auf Augenhöhe sehen, also ihren Erfolg ähnlich einschätzen, sodass sie als gleichberechtigte Partner an dem Projekt arbeiten konnten - wobei Strobel scherzhaft anmerkte, dass man es meistens so gemacht habe, wie Ursula Poznanski es wollte. Doch ist das verwunderlich, wenn Mann und Frau mal verschiedener Meinung sind? Auch habe das gemeinsame Schreiben deswegen so gut funktioniert, weil man recht kritikfähig sei, also auf Änderungsvorschläge des anderen nicht etwa eingeschnappt reagiert habe, und ganz bewusst als zwei verschiedene Personen geschrieben habe, was man beim Lesen den beiden Ich-Erzählern auch anmerken dürfe.

Am Ende, nach ca. eineinhalb Stunden, ging es dann eine Etage tiefer noch zum Signieren. Beim Schlange stehen fiel mir dann auch langsam auf, dass ich schon wahnsinnig müde war - immerhin war ich an diesem Tag bereits um fünf aufgestanden und mittlerweile war es, als ich beim Signieren an der Reihe war, bereits 22 Uhr.

Deswegen habe ich auch vollstes Verständnis, sollte euch mein wirklich sehr lang geratener Bericht ein wenig erschlagen haben, aber es lohnt sich, noch ein wenig aufmerksam weiterzulesen. Denn ich habe nicht nur ein (mein eigenes) Exemplar von "fremd" signieren lassen, sondern auch noch ein zweites mitgenommen, das ich nun auf meinem Blog "Meine BücherKüche" verlose. Wer mag kann bis einschließlich zum 14. November 2015 teilnehmen.

Kommentare

Naoki kommentierte am 06. November 2015 um 22:17

Schöner Bericht! Ich habe mir schon lange vorgenommen, von den Autoren etwas zu lesen. Scheinen echt sympathisch zu sein.

Sommerzauber02 kommentierte am 07. November 2015 um 19:59

Ein schöner lebendiger Bericht. da wäre ich auch gerne dabei gewesen.

Beide Autoren waren vor wenigen Tagen in Hannover. Leider hatte ich keine Karte mehr bekommen.

Maren Kahl kommentierte am 09. November 2015 um 11:00

Danke für diesen tollen Bericht! Damit hast Du mich wirklich neugierig auf das Buch gemacht!

Adlerauge kommentierte am 30. November 2015 um 21:59

Ein sehr schönen, ausführlichen und ansprechenden Bericht !

Macht große Lust auf dieses Buch " Fremd " und ich werde es bestimmt bald lesen !