Rezension

So gefühlvoll und emotional

Alte Eltern -

Alte Eltern
von Volker Kitz

Bewertet mit 5 Sternen

In seinem Buch „Alte Eltern – Über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt“ beschreibt Autor Volker Kitz sehr offen und ausführlich die Zeit mit seinem Vater vor, während des Voranschreitens und mit der Demenz. Vom Beginn der ersten Anzeichen, dem nicht wissen oder erkennen wollen, dem Umzug aus dem eigenen Haus in eine Seniorenresidenz, berichtet er sehr gefühlvoll und auch sachlich über die gemeinsame Zeit bis hin zum Tod seines Vaters. Ich erfahre einiges über die ersten Symptome dieser heimtückischen und immer mehr um sich greifenden Krankheit; wie man in der Zeit von Corona mit den Menschen in der Residenz umging; wie sich der Autor immer mehr in die Rolle des Kümmerers einfühlt und wie schwer es ihm manchmal fiel zu begreifen, wie der geliebte Mensch einen immer mehr verlässt.

Auch die wissenschaftlichen Aspekte werden beleuchtet, die verschiedenen Stadien des Gedächtnisses erläutert, auf welchem Wissensstand die Wissenschaft heute ist und was man tun kann, um den Betroffenen auch mit Demenz ein würdevolles Leben leben zu ermöglichen.

Immer wieder habe ich beim Lesen inne gehalten und an meine verstorbenen Eltern gedacht. An meinen Vater, der genau wie der alte Herr Kitz alles gesammelt hat, weil „das kann man bestimmt nochmal brauchen“. Viele Beschreibungen haben mich an das Vergessen meiner Mutter erinnert und wie sie sich gefreut hat, wenn sie nach mehrmaligen Fehlversuchen meinen Namen gefunden hatte. Damals wäre ich in vielen Situationen froh gewesen, ein solches Mutmach-Buch zur Hand haben zu können. Ein Buch, das mich betroffen gemacht hat, das mich traurig hat werden lassen, das aber auch Hoffnung gibt. Das vor allem Mut macht und aufklärt.

Demenz ist ein Thema über das man sich nicht gerne Gedanken macht. Ich, die ich stramm auf die 70 zu gehe, schon gar nicht. Ein Thema, das, je älter ich werde, immer mehr auch zu meinem Thema werden kann. Oder zu dem meiner Kinder und Enkel.

Daher werde ich dieses so gefühlvolle, interessante und sachliche Buch auch meinen Kindern zu lesen geben. Damit sie, wenn es soweit kommen sollte, wissen, dass ich nicht weggehe sondern nur anders werde. Damit wir die vielen schönen Momente, die es auch dann noch gibt, gemeinsam genießen können.

 

Ein wunderbares Mutmach-Buch in vielleicht schwierigen Zeiten, das bitte viele Söhne und Töchter lesen sollen.