Rezension

Verwechslungsmarathon...

Die Farbe der Sterne -

Die Farbe der Sterne
von Briggs Lukschy

Bewertet mit 2 Sternen

Der Altherrenklamauk war einfach nicht meins - für mich keine Krimikomödie, da weder das eine noch das andere. Lahme, uninspirierte Story.

Geld oder Liebe? Original oder Fälschung? Wandel oder Tradition? Gipfelstürmerei oder Höhenangst? Um all dies und noch viel mehr geht es in dieser turbulenten, romantischen Krimi-Komödie. Leo Sailer erbt ein marodes Grand Hotel am Kochelsee. Er will den alten Kasten, den sein Urgroßvater vor über 100 Jahren gebaut hat, unter allen Umständen retten, ganz im Gegensatz zu der jungen Managerin Julia Dehne.
 Als ein verschollenes Meisterwerk von Kandinsky auftaucht, scheint das die Rettung zu sein, aber damit gehen die Probleme erst richtig los. Leo und Julia geraten in einen Strudel von emotionalen, kriminellen und komödiantischen Verwicklungen, in die Immobilienhaie, Klein- und Groß-Kriminelle, eine hoffnungslos überforderte Polizei sowie ein intellektueller Marder entscheidend eingreifen… (Verlagsbeschreibung)

Krimi-Komödie oder auch kurz Krimödie: mag ich und lese ich immer mal wieder. Dieser Roman wird vom Verlag als solch eine Krimi-Komödie bezeichnet. Damit sind bei mir als Leserin Erwartungen verknüpft: amüsante Unterhaltung und ein Kriminalfall, der zumindest leidlich spannend ist - das ist wohl nicht zu viel verlangt und habe ich andernorts auch schon mehrfach so bekommen. Hier leider: Fehlanzeige. Weder Krimi - noch Komödie. 

Kurz gefasst geht es um ein heruntergekommenes Grand Hotel am Kochelsee am Rand der Bayerischen Alpen. Der alte Besitzer hat kurz vor seinem Tod die junge Managerin Julia Dehne eingestellt, damit diese ihm hilft, die Angelegenheiten des Hotels zu regeln und alles für einen Verkauf vorzubereiten. Doch als der alte Sailer stirbt, hat sein Sohn Leo plötzlich ganz andere Pläne. Er möchte das alte Hotel sanieren und damit an die glanzvollen Zeiten von früher anknüpfen. Julia, die genau weiß, wie schlecht es um die Finanzen bestellt ist, versucht Leo diese Idee auszureden. Doch dann taucht in einem Versteck ein altes Gemälde von Kandinsky auf - für Leo ein Wink des Schicksals. Der Erlös aus dem Verkauf dieses Bildes würde doch sicherlich reichen, um das Grand Hotel zu erhalten und die notwendigen Renovierungen durchführen zu lassen?

Doch so einfach ist es natürlich nicht. Ein habgieriger Kaufinteressent, der sich das Hotel zu einem Spottpreis unter den Nagel reißen möchte, ein auf Kunstdiebstahl spezialisiertes Gaunerpärchen, ein Galerist, der sich mit dem wiederentdeckten Gemälde selbst gesund sanieren möchte, ein Angestellter, der mehr von einer Karriere als Gondoliere in Venedigt träumt als von seinem derzeitigen Posten, die alkoholkranke Schwester des alten Hotelbesitzers - hier kochen viele ihr ganz eigenes Süppchen. Besonders verwirrend: eine originalgetreue Kopie des Kandinsky-Bildes hängt in der Hotellobby an der Wand. Nur die Farbe der Sterne unterscheidet die Kopie vom Original - und natürlich beginnt mit der Entdeckung des Originals ein Verwirrspiel, ein fortlaufender Verwechslungsmarathon, eine endlos scheinende Jagd auf das wertvolle Gemälde.

Die handelnden Charaktere sind für mein Empfinden arg überzogen dargestellt und wirken damit oftmals eher wie eine Karrikatur denn wie eine authentische Person. Als Theaterstück heruntergebrochen auf 90 Minuten Unterhaltung würde das noch angehen - aber als Roman ist das für mich viel zu plump und stereotyp in der Darstellung. Hinzu kommt noch ein Marder der besonderen Art, sehr vermenschlicht in der Darstellung hinsichtlich seiner Gedanken und Handlungen, und immer mal mit einem kleinen Auftritt. Der Sinn hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Letztlich ist er wohl so etwas wie ein Hotelmaskottchen - und vermutlich vor allem den Autoren ans Herz gewachsen.  

Und die Sache mit der Komödie? Für meinen Geschmack ist es hier oftmals einfach nur albern und klamaukhaft, zu gewollt "lustig", Humor mit dem Holzhammer sozusagen. Wie wir alle wissen, ist Humor Geschmacksache - und deshalb kann ich hier nur allgemein sagen: meins war es leider überhaupt nicht. Es gab tatsächlich keine einzige Szene, die mir auch nur ein Schmunzeln entlockt hätte. Und was mir richtig übel aufstieß, war die Tatsache, dass es hier häufig nur darum geht, sich über die Macken oder Eigenheiten bestimmter Leute lustig zu machen oder diese ins Lächerliche zu ziehen: Höhenangst, Stottern, Homosexualität, ein bestimmter Dialekt - Grenzen gibt es hier nicht viele. Dazu noch ein paar flache Kondomwitzchen - herrlich. Nicht. Jemand anderes schrieb vielleicht etwas despektierlich in der Leserunde: "Danach hatte ich dann zunehmend das Gefühl, dass sich zwei weiße alte Männer beim Plotting zu viel Rotwein reingedengelt haben... " Aber ja, auf die Idee kann man mal kommen. Altherrenklamauk eben.

Was mir gefallen hat, waren die eingestreuten Rückblenden, die das Geschehen früherer Jahre rund um das Grand Hotel aufzeigten, so z.B. während der Zeit des Nationalsozialismus. Dadurch wurde dann klar, weshalb das Gemälde von Kandinsky überhaupt in den Besitz des damaligen Hotelbesitzers kam, weshalb es versteckt wurde und wie sich die misslungene Kommunikation zwischen Vätern und Söhnen durch die Generationen der Hotelbesitzer zog. Diese Rückblenden haben hier für mich den zweiten Stern gerettet - auch wenn sie nicht sonderlich in die Tiefe gehen und auch kein wirkliches Gegengewicht zu dem übrigen Klamauk bieten. Aber man ahnt, was der Roman auch hätte sein können. Schade...

Auch wenn Stefan Luschky als einer der Autoren dieses Romans seinerzeit Kontakt zu Loriot hatte und ein Buch über den berühmten Komiker schrieb - dessen Fußstapfen sind eindeutig zu groß. Für mich ist das Autorenduo mit ihrer "Krimi-Komödie" ganz knapp an einem Flop vorbeigeschrammt.

 

© Parden