Rezension

Sehr persönlich

Die Geschichten in uns -

Die Geschichten in uns
von Benedict Wells

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ale Benedict Wells 2010 bei uns im Pferdestall zu einer seltenen Lesungen war, kannte ihn niemand außer einigen Insidern. "Becks letzter Sommer" war bei Diogenes erschienen und ein Achtungserfolg für den jungen Schriftsteller. Er wirkte damals unsicher und schüchtern und gab nur wenig von sich preis. Erst einige Jahre später wurde sein Buch "Vom Ende der Einsamkeit" zum Bestseller und er selbst zum Star der deutschen Buchszene. Trotz seines Erfolges blieb er zurückhaltend, über ihn selbst erfuhr man wenig, nur, dass er aus der berühmten Familie von Schirach stammte und der Name ein Pseudonym ist.

Nach "Hard Land" hat Wells keinen Roman mehr veröffentlicht, aber nun kam sein Buch über das Schreiben auf den Markt, das persönlicher ist als alle seine Bücher vorher. Es ist eher ein Sachbuch, hat aber auch Anteile einer Biografie. Man erfährt, wie er nach dem Abitur nach Berlin zog und sich zwei Jahre gab, um Schriftsteller zu werden. Sollte es nicht klappen, dann wollte er einen "ernsthaften" Beruf erlernen. Man erfährt auch etwas über seine schwierigen Familienverhältnisse, seine ersten Schreibversuche und die mühsame Suche nach einem Verlag. Im zweiten Teil geht Wells auf das Schreiben an sich ein, wie findet man einen Stoff, wie geht man vor, wie findet man die Geschichten in sich? Der dritte Teil zeigt einige Beispiele, wie man es nicht machen sollte, aus Wells`eigener Werkstatt.

Wer nun ein langweiliges, trockenes Werk gespickt von Grammatik- und Kommaregeln erwartet hat, der wird überrascht feststellen, dass Wells das "Handwerk" des Schreibens akribisch, aber auch amüsant präsentiert. Immer wieder lockern Beispiele den Text auf, Bücher, die man selbst schon gelesen hat, werden auf ihren Gehalt untersucht. 

Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht und ich habe eine Menge auch als Leserin gelernt, die niemals die Ambition hatte selbst ein Buch zu schreiben. Aber ich werde sicherlich in Zukunft anders auf einen Text schauen. Was mir vorher eher intuitiv gefiel oder nicht gefiel, bekommt nun eine feste Grundlage.

Das Buch ist ein Muss für alle, die sich gern mit Büchern beschäftigen!