Rezension

Kleider machen Leute

Die Modeschöpferin von Manhattan -

Die Modeschöpferin von Manhattan
von Joan Weng

Bewertet mit 3 Sternen

Der Name Valentina Scheele sagte mir vor diesem Buch tatsächlich garnichts, bei den Namen ihrer berühmten Kundinnen hat es aber natürlich auch bei mir Klick gemacht. Umso bemerkenswerter, wie Scheele es schafft so erfolgreich und gleichzeitig so unbekannt zu sein. Die Geschichte selbst fand ich sehr inspirierend, eine Ode an die Mode und daran, was Kleidung für das Selbstwertgefühl von Menschen tut.

Zum Inhalt: 1939 in New York. Die Lage in Europa ist ungewiss, eine Eskalation des Krieges denkbar. Doch in New York ist der Krieg noch weit weg. Und die High Society kleidet sich in den Kreationen von Valentina Schlee, die immer nur genau 200 ausgewählte Kundinnen in ihrer Kartei führt. Doch eine neue Kundin wirft Valentina aus der Bahn und erinnert sie an alles, was sie auf ihrem Weg zurücklassen musste.

Obwohl es in diesem Geschichte um die gefeierte Modeschöpferin Valentina geht, so steht sie doch nicht allein im Zentrum der Handlung. Neben ihr tauchen noch die unterschiedlichsten Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten auf. Dieses gezeichnete Porträt der New Yorker Frauen in den späten 1930er Jahren ist sehr einnehmend verfasst und vermittelt wunderbar den Flair der damaligen Zeit zwischen Tanzlokalen und der Angst eines drohenden Krieges, der bereits in Europa wütet.

Für mich hätte Valentinas Geschichte sogar noch stärker aufgearbeitet werden können. Es wird zwar einiges aus ihrer Vergangenheit angedeutet, aber weniger offen, als vom Klappentext her von mir erwartet und erhofft. Vieles musste man sich zwischen den Zeilen erarbeiten, vor allem auch was ihr schwer greifbares Verhältnis zu ihrem Ehemann betrifft. Und das Ende der Geschichte kam mir fast schon zu abrupt.

Ich habe Valentina gegenüber eine seltsame Distanziertheit empfunden. Viel authentischer und nahbarer erschien mir Daisy, vermutlich aber auch weil eine Geschichte wie ihre hinlänglich aus anderen Büchern bekannt ist. Sie stellt einen angenehmen Kontrast zu Valentina dar. Generell wird Platz und die Rolle der Frau sehr facettenreich, wenn auch eher oberflächlich, beleuchtet. 

Der Erzählstil hat mir gut gefallen, es gab innerhalb der Handlung viel zu entdecken und die bunt gemischten Charaktere haben mich ab und zu Schmunzeln lassen. Für mich war die Geschichte weniger skandalträchtig oder dramatisch als von der Beschreibung her angedeutet, aber trotzdem schön zu lesen.