Rezension

Joan Weng erinnert in diesem Roman an eine einst berühmte, heute leider fast vergessene Modeschöpferin

Die Modeschöpferin von Manhattan -

Die Modeschöpferin von Manhattan
von Joan Weng

Bewertet mit 4 Sternen

New York 1939: Daisy Goldenblatt arbeitet als Saleslady für Valentina Schlee, einer bekannten Modeschöpferin, die viele Berühmtheiten unter ihren, im übrigen streng limitierten, Kundinnen hat und für jede Gelegenheit das passende Kleid entwirft. Daisy liebt ihren Job, doch ihre Familie erwartet, dass sie bald Alistar Fraser heiratet, der wie sie aus den Südstaaten kommt. Sie möchte ihre Familie nicht enttäuschen, wünscht sich aber eigentlich ein anderes Leben.

Joan Weng hat mit diesem Roman Berlin verlassen und den großen Teich überquert, ist sich aber sonst treu geblieben. Frauen stehen im Mittelpunkt ihrer Geschichte, aus ihren Perspektiven wird auch erzählt. Hauptfigur ist Daisy, aber man lernt auch eine Reihe anderer Frauen gut kennen. Eine davon ist natürlich die titelgebende Valentina Schlee, damals berühmt, heute leider so gut wie vergessen. Auch wenn sie etwas zu kurz kommt, erfahren wir einiges über sie und lernen eine Reihe ihrer Kundinnen kennen, wie zum Beispiel Greta Garbo und Mercedes de Acosta, aber auch für Valentina eher untypische wie Eleanor Roosevelt, die einige wunderbare Szenen bekommen hat. Wichtig sind auch Katej, Daisys lebenslustige Kollegin und beste Freundin, sowie Daisys Tante, bei der sie wohnt, und die einer lieblosen Ehe gefangen ist.

Joan Weng erzählt gewohnt leicht, locker und humorvoll, es macht Spaß, den Roman zu lesen. Die Charaktere sind gut gelungen, man kann sie sich vorstellen, und hätte Lust, die eine oder andere persönlich kennenzulernen. Ich könnte mir auch vorstellen, sie noch einmal wieder zu treffen, vielleicht kommt die Autorin ja noch einmal zurück nach New York.

Der Roman entführt einen in das New York jener Zeit, man kann die Atmosphäre spüren. 1939 ist zudem historisch gesehen kein uninteressantes Jahr, New York zwar weit weg von den Geschehnissen in Europa, dennoch bleiben diese nicht ohne Auswirkungen auf die USA. Zudem gibt es mit Christopher Flanagan einen Charakter, der überlegt, als Kriegsberichterstatter nach Europa zu fahren, etwas, was auch direkte Auswirkungen auf Daisy hat, die mit Christopher befreundet ist und tiefere Gefühle für ihn hat. Insgesamt merkt man, dass Joan Weng wieder gut recherchiert hat, ihr Nachwort sollte man unbedingt auch lesen.

Joan Wengs Roman erinnert an eine leider mittlerweile fast vergessene Modeschöpferin und erzählt um diese herum einen locker leichten Roman, der gut unterhält.