Rezension

ein Stück Geschichte

Winterwölfe -

Winterwölfe
von Dan Jones

Bewertet mit 5 Sternen

Dies ist also der zweite Teil der Trilogie um die Essex-Dogs. Sie sind eine Truppe aus ein paar Männern, die gemeinsam dem Kriegsruf Englands als Söldner gefolgt sind und nun als englische Soldaten auf französischem Boden den Krieg erleben. Ich finde es sehr interessant, diese Zeit aus der Sicht dieser Männer zu erleben. Sie sind ein eingeschworenes Team und achten aufeinander. Das ist auch notwendig, denn diese Zeit und das Überleben im Krieg ist nicht einfach. Alleine das tägliche Leben ist ein Kampf. Die Lebensumstände sind wirklich schlimm und es hat mich teilweise richtig runtergezogen. Der Gedanke, dass es so auch dort zugegangen ist, ist schon schwer zu verdauen. Aber da der Autor ja als Historiker bekannt ist, kann man den Schilderungen schon Glauben schenken. Natürlich ist es ein fiktiver Roman, aber die damals herrschenden Lebensbedinungen waren nunmal nicht gerade einfach. Ich habe den ersten Teil, "Essex Dogs", auch gelesen und mich über diese Fortsetzung gefreut. Denn ich wollte gerne wissen, wie es den Protagonisten auch weiterhin ergeht. Man muss den ersten Teil nicht gelesen haben, aber es erleichtert es schon und macht die Geschichte der Männer noch interessanter. Dann man erlebt ihre Überlebensstrategie in dieser gefährlichen Zeit und man wird auch den einen oder anderen der Truppe sterben sehen, aber man bleibt mit den Überlebenden dabei und taucht tief mit ihnen in ihre Kämpfe und auch Träume und Hoffnungen ein. Die Erzählung ist sehr abwechslungsreich. Es gibt nicht nur die individuelle Geschichte der Männer aus England, sondern man erlebt ja eine geschichtlich aufregende und verändernde Zeit mit. Man erlebt Geschichte hautnah mit und erfährt auch Dinge, die man so vielleicht noch nicht kannte. Ich war z.B sehr überrascht über diese lange Belagerung um Calais. Die Schilderungen sind für mich manchmal unvorstellbar. Der Autor ist wirklich sehr detailreich und schildert alles sehr authentisch. Ich habe diese provisorische Holzstadt vor Calais gut vor meinem inneren Auge gesehen. Unvorstellbar, aber es macht auch Spaß diese Vergangenheit zu erleben. Besonders, da man sie durch die Augen von Romford, Thorp, Tebe oder Loveday hautnah miterlebt. Die Personen waren wirklich sehr unterschiedlich. Es waren Söldner und auch wenn sie damit Geld verdienen wollten, konnten auch sie so ein Leben nicht auf dauer führen und wünschen sich doch zurück auf die Insel zu ihrer Familie oder auch nur für ein ruhiges Leben. Es ist aufregend und auch lehrreich zu lesen. Gut gefallen haben mir auch die Zitate aus alten Chroniken. Das stellte nochmal einen guten Bezug zu den tatsächlichen Ereignissen dar. Der Text an sich lässt sich gut und flüssig lesen. Die Namen, gerade der Adeligen, kann man sich nicht immer so gut merken, aber im Laufe des Buches habe ich sie doch immer gut zuordnen können. Mir hat diese persönliche Geschichte der Männer gut gefallen, es gibt einen lebensnahen Einblick in eine mir total unbekannte Zeit und die damals herrschenden Lebensbedingungen. Es war keine einfache Zeit und wie immer ist es für das "normale" Volk immer am schwersten. Sie werden ausgenutzt und müssen für die Träume der Könige und Adeligen leiden. Ich bin jetzt noch auf den letzten Teil gespannt, denn ich möchte unbedingt wissen, wie es den Überlebenden der Truppe auch weiterhin ergeht. Denn zuende ist es ja noch nicht.
Die Anmerkungen des Autors zum Ende fand ich interessant.
Wer geschichtlich interessiert ist, für den ist es ein sehr aufschlußreiches und interessantes Buch. Die Geschichte dieser Männer zeigt ein gutes Bild der damaligen Verhältnisse im Krieg. Ich kann das Buch mit einem guten Gewissen weiterempfehlen. Es ist spannend und lehrreich zugleich.