Rezension

Clara Schumanns Jahre in Baden-Baden

Adagio -

Adagio
von Maria Regina Kaiser

Bewertet mit 5 Sternen

„...Den ganzen Tag hatte Clara nicht ein Mal an ihren verstorbenen Robert gedacht und ein paarmal sogar lauft aufgelacht, als Elise ihr etwas Lustiges erzählte. Während sie der gefälligen Musik lauschte, schämte sie sich. Sie war seit 6 Jahren Witwe, Mutter von sieben unversorgten Kindern und Erbin der Werke Robert Schumanns...“

 

Mit diesen Zeilen beginnt ein umfassend und exakt recherchierter Roman über die Jahre von Clara Schumann in Baden-Baden. Schon am Anfang wird damit deutlich, worin Clara ihre Aufgaben sieht: die Erziehung der Kinder und die Aufführung der Werke ihres verstorbenen Gatten.

Die Geschichte führt mich ins Jahr 1862. Dort trifft Clara Pauline, eine berühmte Sängerin. Beide hatten sich in Paris kennengelernt. Pauline aber musste nun Frankreich verlassen Sie sieht das pragmatisch.

 

„...Es ging uns so gut wie de Forellen im Bach, wenn die Sonne darauf steht und die Wellen durchdringt. Vorbei...“

 

In Baden-Baden trifft sich die Wel.t Dazu gehören Iwan Turgenjew und Anton Rubinstein, um nur zwei Künstler zu nennen. Im Hause Clara Schumann verkehrt Johannes Brahms. Er bringt ihren Kindern die Leichtigkeit bei, die sich Clara verbietet. Sie misst das Talent ihre Kinder an den Leistungen des Vaters. Das ist schwierig..Die Meinungen ihres Mannes hat sie sich in vieler Hinsicht zu eigen gemacht, wie das folgende Zitat zeigt.

 

„...Frauen sind am besten als reproduzierende Künstlerinnen. Das Reproduzieren von Kunstwerken steht im Gegensatz zum Schaffen des Künstlers…“

 

Dass ihre Freundin Pauline fleißig komponiert, sieht sie als Ausnahme.

Noch kann Clara in Europa Konzertsäle füllen. Doch das Alter macht sich bemerkbar. Ihr Gehör lässt nach und die Reisen werden anstrengender. Baden-Baden ist lange Zeit ein Ruhepol für sie.

Das Buch enthält viele spannende Gespräche über Musik. Brahms zum Beispiel zerpflückt Levis erste Symphonie.

 

„...Manche Leute begreifen es nie: Musik ist mehr als Noten auf dem Papier. Gute Musik ist etwas darunter und darüber...“

 

Auch Clara hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Vor allem an Richard Wagner scheiden sich die Geister. Außerdem reagiert Clara schnell sauer, wenn bei einem Konzert kein Stück ihres Gatten dabei ist.

Das Buch verfügt über einen umfangreichen Anhang. Zum einen werden alle Personen mit einer Kurzbiografie aufgeführt, die im Buch eine Rolle spielen oder wenigstens erwähnt werden. Zum anderen gibt es Informationen zu den Orten, an denen sich Clara aufgehalten hat. Eine Zeittafel, ein kleines Glossar und Literatur zum Weiterlesen ist ebenfalls enthalten.

Das Buch ist mit vielen Originalfotos illustriert.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wird deutlich, dass es Claras Einsatz war, der die Werke ihres Mannes bekannt gemacht hat. Sie hatte gelernt, sich und ihre Kunst richtig gut zu verkaufen.