Rezension

Düstere Zukunft

Berlin antwortet nicht -

Berlin antwortet nicht
von Brüseke Franz J.

Bewertet mit 4 Sternen

„...Hätte mir jemand vor ein paar Monaten gesagt, dass ich in einem provisorischen Lazarett tief unter der Erde mein Leben fristen würde, ich hätte an einen schlechten Scherz gedacht. Warnungen von erfahrenen und sicherlich intelligenteren Personen als ich es war, hatte es zuhauf gegeben….“

 

Die Gedanken des Ich-Erzählers, der während er ganzen Geschichte namenlos bleibt, stehen ziemlich am Anfang. Ein Ereignis im Osten Europas, hat für eine Katastrophe gesorgt. Der ehemalige Steinkohleschacht ist nun eine Zuflucht.

Der Autor hat einen fiktiven Roman geschrieben, der die Geschichte einer Flucht erzählt. Dabei bleiben die Ursachen der Geschehnisse weitgehendst im Dunkeln. Sie werden nur ab und an angedeutet.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er bringt das Geschehen gekonnt auf den Punkt. Die Personen werden gut charakterisiert. Der Doktor ist derjenige, der die Ereignisse durchdenken. Der Erzähler ist Mitläufer und Befehlsempfänger.

Als abzusehen ist, dass im Schacht der Diesel knapp wird, gelingt dem Doktor und dem Erzähler die Flucht aus der Tiefe. Auf ihren weiteren Weg treffen sie Erik. Der erweist sich als exzellenter Organisator und Macher. Nahrungsmittel versorgen sie sich aus verlassenen Häusern. Warum dort manchmal sehr viel liegt, begründet der Doktor so:

 

„...Sie sind in Panik geraten. Da kann keiner mehr klar denken. Da will man nur weg und denkt nicht daran, dass man den Keller voller Vorräte für den Notfall hat...“

 

Erik verfügt über eine Technik, die die Strahlenbelastung misst. Sie wissen also, wo sie noch sicher sind. Geplant ist eine Flucht an die Küste, doch im Norden gibt es kein Weiterkommen. Nach Köln und Trier bietet sich der Jakobsweg an. Unterwegs begegnet ihnen Gisela, eine Lehrerin.

Der Autor versteht es, möglich Zerstörungen anzudeuten, ohne sich weiter damit aufzuhalten. Gleichzeitig treffen der Erzähler und seine Begleiter auf unterschiedliche Menschen, die mit den Ereignissen auf ihre Art umgehen. Im Hintergrund lauert immer die Angst, dass es kein Weiter gibt und das Militär die Fluchtwege sperrt.

In La Rochelle kommen sie auf einem französischen Schiff nach Südamerika unter. Ihr Ziel lautet Brasilien. Neues Land bedeutet neue Herausforderungen. Wird es eine Zukunft für sie geben?

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie schnell die Moral den Bach runter geht, wenn es ums nackte Überleben geht.