Rezension

Acht Mal Ring frei!

Schlaglicht -

Schlaglicht
von Rita Bullwinkel

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzmeinung: Feminismus einmal ganz anders: Leseempfehlung!

In Bobs Boxpalast in Reno findet der alljährliche Daughters of America Cup statt. Hier kämpfen junge Frauen bis zu ihrem 18. Lebensjahr um den Cup, beste Nachwuchsboxerin der USA.
Bobs Boxpalast ist kein Palast, sondern eine billige abgeranzte Boxscheune und dieser Austragungsort allein schon verdeutlicht, wie nachrangig Frauen-Sport immer noch behandelt wird. Der Cup ist aus Plastik, die Trainer und Judges sind allesamt Männer, die nicht einmal alle selbst je geboxt haben, sondern ihr Wissen aus Youtube Videos oder aus schmalen Büchern haben. Geld gibt es nur für den Veranstalter und die Artikel, die in der einschlägigen Boxerzeitschrift erscheinen, sind mager und zeigen oft nicht einmal ein Foto der Boxerinnen. Misogynie aufs Feinste. Warum boxen die acht Frauen?
Rita Bullwinkel zeigt in 8 Boxduellen auf, was das für junge Mädchen sind, die in Bobs Boxpalast antreten, dabei schildert sie jeden einzelnen Kampf minutiös. Sie schaut in die Köpfe der Frauen, zeigt ihre Gedanken, ihre Vergangenheit und greift gleichzeitig weit voraus in deren Zukunft. Das ist meisterhaft gemacht, jederzeit fesselnd und immer wieder neu faszinierend, dabei ist Boxen doch öde. Oder? Also, ich wollts nicht machen. Lesen aber schon. Leseempfehlung!

Fazit: Moderner feministischer Roman ohne den üblichen feministischen Schnickschnack mit acht überaus feinen Charaktervignetten. Da sag noch mal einer, Romane über Sport seien langweilig. 

Kategorie: Sport + Feminismus
Verlag: Aufbau 2024
Englischer Titel: Headshot
Auszeichnung: Auf der Longlist des Booker Prize 2024