Rezension

Grottenschlecht

Je mehr ich dir gebe - Beate Dölling

Je mehr ich dir gebe
von Beate Dölling

Inhalt

Julia und Jonas sind das Traumpaar schlechthin. Bis Jonas eines Tages tödlich verunglückt und Julia am Boden zerstört zurückbleibt. Nur Kolja, Jonas' bester Freund kann ihr helfen, wieder ins Leben zurückzufinden und so lässt sie sich voll und ganz auf ihn ein. Doch wie weit ist sie bereit zu gehen?

Meine Meinung

Ganz ehrlich: WTF?! Was habe ich da bitte gerade gelesen? Müsste ich 'Je mehr ich dir gebe' mit einem Wort beschreiben, wäre es wohl 'seltsam'. Aber auf eine ziemlich schlechte Art und Weise seltsam.
Aber beginnen wir mal beim Anfang. Jonas und Julia lieben sich über alles. Von dieser Liebe kriegen wir genau 12 Seiten was mit, denn auf Seite 13 stirbt er bereits.
Für Julia geht damit eine Welt unter. Anfangs konnte ich ihren Schmerz nachvollziehen aber dann kommt Kolja ins Spiel und hier fängt es an, richtig komisch zu werden. Kolja war Jonas' bester Freund und durch ihren gemeinsamen Verlust verbunden, klammern er und Julia sich aneinander. Schön und gut.
Wer 'In Liebe Brooklyn' gelesen hat, in dem es um was ganz ähnliches geht, der weiß, dass sich daraus auch etwas Wunderbares entwickeln kann. Nämlich eine neue Liebe, die beiden hilft, den Verlust zu überwinden und wieder das Leben genießen zu können.
Aber bei Kolja und Julia ist es etwas ganz anderes. Schon wenige Wochen nach Jonas' Tod schlafen die beiden miteinander. Warum, habe ich mich gefragt. Warum, wenn Jonas doch ihre große Liebe war? Die Antwort wird zwar geliefert aber es wird immer verdrehter.
Sie tun es beide, um Jonas wieder spüren zu können. Ich musste erst einmal schlucken, als mir das klar wurde. Was als einmaliges Ereignis beginnt, artet ganz schnell aus und die beiden benehmen sich wie Karnickel. Überall und zu jeder Zeit ist jetzt das neue Lebensmotto von Kolja und Julia.
Während sie also miteinander schlafen, bildet Julia sich ein, Kolja wäre Jonas und alles, was ich denken konnte war: krank, krank, krank.
Sorry, wenn das ein wenig harsch klingt, aber dieses Buch ist für mich ein Haufen blödsinniger Charaktere, eine gestörte Geschichte und ein Schreibstil, der sich teilweise (naja, eigentlich fast immer) wie aus einem Sachtext liest. Sätze reihen sich aneinander, beschreiben, aber siezeigen mir nichts.

"Sie steigt in ein Auto. Es ist Koljas Auto, ein schwarzer Mitsubishi. Auf dem Boden Bonbonpapier. Sie fragt nach einer Zigarette. Er reicht ihr eine Schachtel. Sie zieht eine heraus, nimmt das Feuerzeug. Raucht, schaut aus dem Fenster." ( S. 49)

Ich hoffe ihr versteht, was ich meine? :D Man kann nicht mit Julia mitfühlen, ihre Gedanken und Empfindungen bleiben oft sehr vage. Die Dialoge wirken hölzern und nicht natürlich. Keine Spur von großen Gefühlen.
Julia benimmt sich oftmals wie ein Roboter. Sie tut alles, was Kolja ihr sagt. Selbst wenn sie keine Lust auf ihn hat, tut sie es trotzdem. Ich mochte beide überhaupt nicht und bin selten zwei so unsympathischen und vor allem unauthentischen Protas begegnet. Was das Buch jedoch gut zeigt, ist, wie schnell man anhängig von einer Person werden kann. Nur um Jonas nahe zu sein, gibt Julia sich beinahe völlig auf und wird zu Koljas kleinem Hündchen.
Sehr geehrte Beate Dölling, wie soll ich Ihr Buch ernst nehmen?! Das Thema ist gewiss ernst aber es wurde auf so eine verdrehte Art und Weise behandelt, dass ich schon nach 50 Seiten keine Lust mehr hatte. Trotzdem hab ich's durchgelesen, damit ich euch, meine lieben Leser, vor diesem Buch warnen kann. Lasst euch nicht von dem hübschen Cover ( ich finde es wirklich toll) dazu hinreißen, es zu lesen. Es wären verschenkte Stunden. 
Ach was, wenn ihr es jetzt immer noch unbedingt lesen wollt, dann tut es eben :D

Fazit

Das Buch war ein absoluter Fehlgriff. Und wieder bereue ich meine Cover-Manie, denn ohne sie, hätte ich 'Je mehr ich dir gebe' wohl nicht gekauft. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mal, wie ich das oben genannte zusammenfassen soll. Kurz und knapp: lest es einfach nicht. 1/5 Sterne.