Rezension

Flop!

Je mehr ich dir gebe - Beate Dölling

Je mehr ich dir gebe
von Beate Dölling

Bewertet mit 1.5 Sternen

Ich habe mir von "Je mehr ich dir gebe" eine Menge erhofft, als ich das Buch dann jedoch endlich in den Händen halten konnte, war ich nicht mehr ganz so begeistert, denn bereits der Schreibstil wollte nicht so ganz zu meinem Geschmack passen. Auch sonst konnte mich das Buch leider nur selten überzeugen...

Beate Dölling hat sich mit dieser Geschichte sicherlich einiges vorgenommen, jedoch konnte sie mich mit ihrem Buch nicht wirklich überzeugen. Die Charaktere sind flach, die Geschichte viel zu nüchtern erzählt und obwohl die Thematik an sich traurig ist, konnte mich die Geschichte leider nicht berühren, was ich unglaublich schade finde, denn das Potential war sicherlich da. Die Sätze sind sehr kurz gehalten, die Dialoge wirken nicht natürlich, sondern eher wie auswendig gelernt und auch sonst mochte keine wirklich melancholische Stimmung aufkommen, was bei so einer Thematik schon beinahe tödlich ist, denn ich erwarte hier, dass ich berührt werde, dass ich mit den Figuren mitfühle, aber leider ist dies nicht geschehen.

Am schlimmsten waren für mich jedoch die Logikfehler, mit denen ich nicht so ganz klar kam. Es heißt, dass sich Julia und Jonas im Mai kennengelernt und einige Zeit zusammen waren. Wenn ich "einige Zeit" lese, gehe ich eigentlich von mehreren Monaten aus, aber Pustekuchen, denn Jonas Beerdigung findet bereits im Juni des gleichen Jahres statt. Selbst wenn sie sich direkt am 1. Mai kennengelernt hätten, wären sie - wenn es hoch kommt - gerade einmal vier Wochen zusammen, bis er verstorben ist. Ich will nun nicht damit sagen, dass sie deswegen nicht trauern dürfte, allerdings kann ich ihr gesamtes Verhalten nicht verstehen. Es heißt auch, dass sie sich nicht jeden Tag sehen konnten, gehen wir also davon aus, dass sie sich in ihrer Beziehung vielleicht nur 2-3 Wochen gesehen haben. Sicherlich, auch da können sich so starke Gefühle entwickeln, sodass Julia für sich selbst entscheidet, dass Jonas der Eine schlechthin ist, aber ich empfinde dies als recht unlogisch, da Julia auf mich gar nicht den Eindruck machte, als würde sie sich direkt auf jemanden so sehr einlassen. Ihr Verhalten ist dabei auch recht unverständlich. Sicher, sie darf trauern, sie darf ihn vermissen und sie hat auch sicherlich alle Zeit der Welt verdient, um Jonas' Tod zu verarbeiten, aber dennoch wollten die ganzen Emotionen für mich nicht so ganz zusammenpassen. Stellenweise wurde auch so oft von ihrer Leidenschaft zur Schauspielerei gesprochen, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob die Emotionen echt sind und sie die Situation nur ausnutzt, um an ihrer Schauspielerei zu arbeiten. Dies mag vielleicht hart klingen, aber kam bei mir letztendlich so rüber. 

Auch sonst ist Julia nicht unbedingt ein Charakter, den man direkt ins Herz schließt. Sie ist abweisend, behandelt ihre beste Freundin wie eine Fremde, und vergöttert Kolja quasi für alles, was er macht und was er ihr von Jonas erzählt. Dabei merkt man schnell, dass einige Dinge nicht so ganz zusammenpassen wollen, nur leider erkennt Julia dies selbst nicht. Obwohl sie Jonas liebt, ihn vermisst und immer noch um ihn trauert, küsst sie bereits zwei Wochen nach der Beerdigung Kolja, was zu ihrem Verhalten nicht passen mag. Sie wird von ihm immer abhängiger und denkt sich, dass Jonas dies wunderbar finden würde. Plötzlich wirkt sie dabei auch schon fast wie ein Kleinkind und nicht wie eine junge Frau, die kurz vorm Abitur steht. Auch die anderen Charaktere konnten mich allesamt nicht überzeugen. Sie wurden nur recht oberflächlich und stellenweise auch sehr unsympathisch beschrieben, sodass es mir schwer fiel, mich in sie hineinzuversetzen. Die Autorin hat es sicherlich gut gemeint, indem sie so unterschiedliche Figuren geschaffen hat, aber leider wollte dies für mich nicht funktionieren und ich empfand sie allesamt als recht farblos. 

Das Cover ist dagegen richtig hübsch und kann mit tollen Farben überzeugen, von der Kurzbeschreibung bin ich dagegen ein wenig enttäuscht, denn ich hätte es viel schöner und interessanter gefunden, wenn ich selbst hätte herausfinden dürfen, welche Art Mensch Kolja tatsächlich ist. So hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die Geschichte an sich bereits komplett vor mir ausgebreitet war und ich nur noch selten überrascht werden konnte. 

"Je mehr ich dir gebe" konnte mich trotz einiger Erwartungen leider nicht überzeugen. Die Charaktere sind flach, die Dialoge wirken mechanisch und auch sonst konnte mich das Buch kaum berühren, sodass ich dieses Buch eher nicht weiterempfehlen würde, da ich selbst froh war, als ich das Buch am Ende endlich schließen konnte. Sehr schade, denn das Potential war sicherlich vorhanden, es wurde nur einfach nicht genutzt.