Rezension

Ich will mehr! :)

Das Lied von Eis und Feuer 02. Das Erbe von Winterfell - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 02. Das Erbe von Winterfell
von George R. R. Martin

Bewertet mit 4.5 Sternen

4,5 Sterne

Hört mich brüllen
Motto des Hauses Lennister, Wächter des Westens)

Zum Inhalt

Catelyn Stark hält den Bruder der Königin, den Gnom Tyrion, für den Anschlag auf ihren Sohn Bran verantwortlich. Als sie auf ihrem Rückweg nach Winterfell bei ihrer Schwester Lysa Arryn Zuflucht auf Hohenehr sucht, muss sie erkennen, dass diese sich in den letzten Jahren nicht zum Guten verändert hat. Der Tod ihres Mannes Lord Arryn hat in Lysa Angst, Zorn und Rache heraufbeschworen und lässt sie den einzigen Erben Arryns, ihren Sohn Robert, zu einem schwächlichen Muttersöhnchen erziehen.
Die Gefangennahme von Tyrion Lennister hat weitreichende Folgen, die weder Catelyn Stark noch Lysa Arryn überblicken können. Die Königin Cersei und ihr Bruder Jaime sinnen auf Rache und überall machen sich Unruhen breit.

Jon Schnee, der Bastard Sohn von Lord Eddard Stark, darf nun endlich seinen Eid schwören und zu den Männern der Nachtwache gehören. Er setzt sich sehr für den ängstlichen Samwell Tarly ein und lernt, für seine Brüder an der Mauer einzustehen. Noch immer wird dringend auf Unterstützung gehofft, denn "die Wanderer" haben sich nach Tausenden von Jahren wieder erhoben.

Während Viserys des Wartens leid wird und immer ungeduldiger auf die Arme des großen Khal Drogo hofft, gewöhnt sich Daenerys langsam an die Sitten der Dothraki, dem Volk ihres Mannes, dem Anführer Khal Drogo. Seit sie den Rang der Khaleesi innehat und das Kind des Khal in sich trägt, umgibt sie der Schutz der Khalasar und langsam gelingt es ihr, sich den ständigen Drohungen ihres Bruders Viserys zu entziehen.

"Wir sind nur Menschen, und die Götter haben uns für die Liebe gemacht. Das ist unser großer Ruhm und unsere große Tragödie." S. 318

Meine Meinung

Auch der zweite Band der Saga hat mich gefesselt. Ein bisschen erinnert es mich an Herrn der Ringe - nicht von der Handlung her, sondern von der Liebe des Autors zu seiner Geschichte, seinen Figuren und dem Land, das er geschaffen hat. Manch einer wird sagen, dass sich dadurch manche Stellen etwas ziehen, aber ich hab es hier nicht so empfunden. Vielmehr lernt man dadurch Land und Leute besser kennen und fühlt sich immer mitten im Geschehen. Der Schreibstil ist dadurch sehr mächtig, aber in einer unbeschwerten, fließenden Art. Trotzdem musste ich mich auch hier wieder konzentrieren, leichte Kost ist es keine ;)

Eddard Stark, von König Robert Baratheon als seine rechte Hand nach Königsmund geholt, hat es nicht leicht, seinen Stand und seine Meinung zu vertreten. Zuviel Machtspiele und Intrigen werden gewoben und er ist immer noch auf der Suche nach dem Beweis, ob und warum Lord Arryn ermordet worden ist. Sein Stolz und sein Ehrgefühl bringen ihn nahe an den Rand des Abgrunds und er muss sich entscheiden, für welche Leben er wählen will.
Seine Töchter Sansa und Arya erleben den Hof des Königs völlig unterschiedlich. Während Sansa von "ihrem" Prinzen Joffrey und einem schönen, oberflächlichen Leben träumt, kann Arya nichts mit den höfischen Gepflogenheiten anfangen. Mit Hilfe ihres Vaters Eddard Stark kann sie sogar endlich Unterricht im Tanz der Schwerter nehmen.
Eddard Starks Frau Catelyn muss sich gegen ihre fanatische Schwester Lysa Arryn durchsetzen. Das ist nicht leicht, denn Lysa wirkt alles andere als Herr ihrer Sinne. Sie behütet ihren Sohn Robert wie ein rohes Ei und erzieht ihn zu einem einfältigen, herrischen Kindlord.
Tyrion Lennister, der Gnom und Bruder der Königin Cersei, ist mir auch hier wieder einer der liebsten Figuren. Nicht unbedingt liebenswert, aber durch seine sarkastische, durchtriebene Art hat er mich oft zum Schmunzeln gebracht und er gerät immer wieder in eine Rolle, die er eigentlich gar nicht haben will.

Daenerys wird mir auch in diesem Band nicht sympathischer. Sie hat sich ihren Platz im Leben nicht ausgesucht und sie tut mir leid, aber mit ihrer unnahbaren Art werde ich nicht wirklich warm. Natürlich muss sie durch die ständige Bedrohung ihre Bruders Viserys viel einstecken und hat es nicht anders gelernt, alles geduldig zu ertragen und die grausamen Sitten der Dothraki machen es ihr nicht einfacher - auf ihre Entwicklung bin ich sehr gespannt.

Lord Schnee, der Bastardsohn Jon von Eddard Stark, hat sich im Dienst der Nachtwache an der Mauer eingefügt. Er hat Freunde, Brüder, gefunden und kann sich mit seinem Schicksal mehr oder weniger arrangieren. Ihm zur Seite steht jetzt auch Samwell Tarly, ein dicker, ängstlicher Sohn eines Lords, den das Zerwürfnis mit seinem Vater an die Mauer gebracht hat.

Wie ihr seht, es bleibt doch recht übersichtlich mit den wichtigen Charakteren, wenn man sich nicht jeden schriftlich festgehaltenen Namen zu Herzen nimmt :) Übrigens haben nicht nur die Frauen ein hartes Los, indem sie aufwarten müssen und verheiratet werden - auch die Männer stehen unter ständigem Druck durch ihre Verpflichtungen dem König oder ihren Lords gegenüber, ihrem Ehr- und Pflichtgefühl und der Fessel ihrer Familien.

Im Lande Westeros ist nichts sicher und deshalb weiß man nie, was als nächstes passieren wird - das hat die Spannung hier sehr hoch gehalten und ich war oft überrascht, welche Wendung das Schicksal der Protagonisten nimmt. Auch die Cliffhanger am Kapitelende entwickeln einen Sog, der mich nicht mehr losgelassen hat.
Die Magie bekommt hier im zweiten Band etwas mehr Raum, hält sich aber noch zurück. Einige Zusammenhänge aus der Geschichte von Westeros und der Entwicklung der Menschen werden erklärt und auch der Glaube an die "Alten Götter", die Herzbäume und die Ersten Menschen.

Fazit

Eine sehr gelungene Fortsetzung, die mich noch tiefer in die Machenschaften und Entwicklungen in Westeros hineingezogen hat. Greifbare Charaktere, Spannungen, Überraschungen und genug markante Wendungen, die noch viel Spielraum für die folgenden Bände lassen.

© Aleshanee
Weltenwanderer