Rezension

Leben und Morden im Hospiz

Die Flockenleserin
von Mike Powelz

Minnie ist 83 Jahre alt als sie unerwartet de Diagnose bekommt: Vaginalkrebs im Endstadium, keine Chance mehr auf Heilung. Allgemeinzustand Sterblich. Sie folgt dem Ratschlag der Ärzte und zieht an ihrem 84 Geburtstag ein ins Haus Holle- einem Hospiz auf der Hamburger Reeperbahn. Nicht nur um das Haus herum tobt das Leben, auch Minnie darf erkennen, dass es im Haus Holle noch Leben, Liebe und Humor gibt. Als dann ein Doppelmord passiert, ist die alte Dame in Ihrem Element.

Mike Powelz lässt uns teilhaben an einem wundervollen Krimi, der nicht unbedingt genau das ist, was er vorzugeben scheint. Gemeinsam mit Mini ziehen wir in das Haus Holle ein und lernen die besonders liebevoll gestalteten Charakteren kennen und lieben. Nicht oft bekommt man einen so tiefen Einblick in das Leben in einem Hospiz. Haustiere und Kinder sind erlaubt, Familien dürfen bei ihren kranken Angehörigen verweilen und sogar übernachten. Auf den ersten Blick erscheint alles wie in einem liebevollen Familienhotel, wenn nur nicht die vielen stillen Abreisen wären, die die Bewohner immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen: Sie sind hier um zu Sterben. Der Autor liefert uns aber hier nicht nur einen Roman, sondern einen Krimi der Sonderklasse: Ein Doppelmord an einem alten Ehepaar, der auf den ersten Blick kein Mord zu sein schein. Doch Minnie beginnt  Agatha Christie Manier nachzuforschen. Das Buch liefert neben der Handlung und den Lebensbeschreibungen auch viele Aufhänger zum Thema Tod und Sterben. Der Leser wird demnach nicht nur zum Mit raten des Täters angeregt, sondern auch zum Nachdenken über die Vergänglichkeit des Seins. Liebevoll und mit sehr vielen Zusatzinformationen hat Powelz hier ein Buch erschaffen, welches man unbedingt lesen sollte wenn man sich mit der Thematik Sterben befasst. Zwar kann man sich das Grinsen oftmals nicht verkneifen, wenn die Charaktere wieder zu „klugscheißen“ anfangen und mit Daten und Fakten um sich werfen, doch wird es einem nie zu viel. Ohne das Buch zu überladen oder den Leser aus dem Fluss der Geschichte zu reißen kommt Powelz sogar dem Bildungsauftrag nach und regt dazu an, sich eigenständig mit den angesprochenen Themen zu befassen, weitere Bücher zu lesen oder sich entsprechende weitere Informationen aus dem Internet zu holen. Mike Powelz lässt uns in seinem Buch auch einen Blick auf sein persönliches Leben werfen und er berichtet uns von seiner Zeit im Hospiz, als sein Vater im Sterben lag. Durch diesen Aspekt bekommt das Buch einen Hauch von Lebensbericht und wird durch das persönliche und offene des Schriftstellers zu einem absoluten „Must have“.

Für mich Persönlich war es ein angenehmer Blickpunktwechsel. Ich kenne Hospize von Innen und durfte bereits einige Gespräche mit Hospizmitarbeitern führen, jedoch hatte ich nie einen Einblick in das Leben in einem solchen besonderen Haus.

Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter und habe es bereits verschenkt. Mit leichter Sprache und dem richtigen Grad an Humor und Ernsthaftigkeit kann man sich in diesem Buch fallen lassen und ohne Angst an ein Thema rangehen, welches trotz der vielen Krimis und Thriller nie so auf den Tisch kommt: der Tod. Ich finde es sehr schade, dass dieses Buch bisher so im Hintergrund existiert und wenig Aufmerksamkeit durch die Medien erhält.