Rezension

Fünf Freunde einmal anders

Manja - Anna Gmeyner

Manja
von Anna Gmeyner

Wer dieses Buch liest, wird unweigerlich in eine andere Zeit gezogen.

Berlin zur Zeit der Weimarer Republik: Inmitten der Großstadt treffen sich fünf Kinder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, so oft sie Zeit haben in einer Ruine hinter einer Mauer, um zu spielen und sich aus den Proplemen ihres familiären Alltags fortzuträumen. Vier Jungen und ihr gemeinsamer Schwarm Manja, Tochter einer Ostjüdin, die die (vergebliche) Hoffnung auf ein luxuriöses Leben nach Deutschland verschlagen hat, wo sie jetzt als Gelegenheitshure arbeitet. So heruntergekommen ihre Mutter, so rein und lebensfroh ist Manja. Vielleicht, weil sie ihre Entstehung einer Sternstunde verdankt. Auf nahezu magische Weise fliegen ihr nicht nur die Herzen ihrer vier Freunde, sondern so gut wie aller Menschen zu, denen sie begegnet, selbst als sich der Himmel über den deutschen Juden verdunkelt, und es zu Risiko wird, Freundin einer Jüdin zu sein...

Tiefgründig, fein gezeichnet, spannend und in überraschend moderner Sprache erzählt Anna Gmeiner die Geschichte ihrer fünf jugendlichen Helden und deren Familien in den Jahren zwischen 1920 und 33, obgleich sie quasi in der selben Zeit geschrieben wurde, in der sie spielt. Zunächst hielt ich "Manja" für ein extrem penibel recherchiertes Buch, bis mich der Epilog mit Begebenheiten siener Entstehung vertraut machte. Vor diesem Hintergrund möchte ich es sogar hellsichtig nennen. Vor allem aber ist A. Gmeiner Eins: Eine geniale Erzählerin. Für alle, die abseits verstaubter Fachliteratur etwas über ein sich verdunkelndes Kapitel Deutschlands erfahren und dabei auch noch unterhalten lassen wollen, ein Muss. Einziger Kritikpunkt: Das Ende - war mir zu Jesus- like.