Ungewöhnlich, eigenwillig, seltsam, verrückt, einfühlsam, einfach anders und zum Nachdenken anregend.
Bewertet mit 4 Sternen
Der Schreibstil der Autorin wirkt unverbraucht und sehr ungewöhnlich: teilweise witzig, manchmal poetisch ausufernd, dann aber auch sehr deutlich und direkt, manchmal wie abgehackt. Es gibt viele wiedergegebene Dialoge und Gedanken. So etwas habe ich noch nicht gelesen und habe es genossen.
Der Aufbau der Erzählung erfolgt aus der jeweiligen Sicht der drei Hauptpersonen und so enthüllen sich die Inhalte und Standpunkte der Personen nach und nach.
Vorrangige Themen sind Verlust, Einsamkeit und Trauer. Wie damit umgegangen werden kann, wird anhand dreier völlig unterschiedlicher Charaktere aufgezeigt. Jede dieser Personen hat den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten und so zieht sich Karl aus der Welt zurück, Agatha dagegen lässt ihre Wut und Trauer an ihren Mitmenschen aus. Das geschieht in einer durchaus amüsanten Weise, wofür schon die einzelnen Macken der schrulligen Protagonisten sorgen. Am Ende entwickeln sie sich zum Positiven weiter, werden wieder umgänglich und normal.
Die Charaktere sind alle eigenwillig und auch übertrieben dargestellt. Dabei hat Millie mir von den drei Protagonisten am besten gefallen. Ihr nimmt man ab, dass sie erst 7 Jahre alt ist. Ihre Einsamkeit und ihre kindlich unbefangene Sicht auf die Dinge sind realistisch dargestellt. Es macht mich betroffen, wie sie offen über den Tod nachdenkt und die Suche nach ihrer Mutter stimmt mich richtig traurig. Dabei wüsste ich am Ende gern mehr über deren Gründe, ihr Kind einfach so zu verlassen.
Karl hat mit seiner fürsorglichen Art Millie gut getan und man gewinnt ihn fast gern. Agatha ist mir dagegen mit ihren Stimmungsschwankungen sehr skurril vorgekommen, ihre entwaffnende Ehrlichkeit hat mich überrascht und als Kind hätte ich damit ein Problem gehabt und mich ihr nicht angeschlossen. Die Darstellung der Erwachsenen sind mir zu kindisch geraten.
Der gemeinsame Roadtrip ist schon mit recht schrägen Situationen gespickt, so wird die Schaufensterpuppe Manny wie selbstverständlich als zusätzliche Person in die Geschichte eingebaut. Gemeinsam überwinden sie die Hindernisse auf dem Weg zu dem Ort, wo Millies Mutter angeblich hingegangen ist. Dabei flieht Karl aus dem Pflegeheim und Agatha aus ihrer Einsamkeit als Witwe.
Die Aussage dieser Geschichte ist die Art und Weise der Umgehensweise mit Trauer und Tod. Hier haben sich zwei alte Leute aus ihrer Einsamkeit heraus so positiv entwickelt, dass sie wieder fähig sind, Gefühle zuzulassen und in Gemeinschaft zu leben. Sie finden zueinander, scheinen eine neue familienähnliche Gemeinschaft zu bilden und erleben wieder Freude am Leben.